Gynäkologische Untersuchungen
Nach wie vor versäumen es viele Frauen, regelmässig ihre frauenärztlichen Vorsorge- und Früherkennungstermine wahrzunehmen. Dabei sind diese so wichtig, da sie dabei helfen können, mögliche gynäkologische Erkrankungen rechtzeitig erkennen und dann auch behandeln zu können.
Je nach Alter der Frau besteht die Möglichkeit, spezielle Vorsorgeuntersuchungen vornehmen zu lassen. Im Rahmen dieser Untersuchungen wird beispielsweise darauf geachtet, Krebs und seine Vorstufen zu erkennen und zu therapieren, bevor der Krebs sich ausbreitet und lebensbedrohlich wird.
Vorsorgeuntersuchungen haben also vor allem den Zweck, die Chancen auf eine Heilung der Patientin zu erhöhen.
Vorsorgeuntersuchungen
Die gynäkologische Untersuchung beinhaltet unter anderem ein Beratungsgespräch zu Themen wie Menstruation, Hormonstatus, Sexualität und Verhütung sowie eine vaginale Untersuchung. Weiter hat sie den Zweck, die Früherkennung von Brust- oder Gebärmutterhalskrebs zu gewährleisten. Dafür wird beispielsweise ein Abstrich vorgenommen und die Brust nach Knoten abgetastet. Auch spezifische Ultraschalluntersuchungen von Brust und Unterleib können in Frage kommen.
Es wird empfohlen, dass Frauen diese Kontrolltermine in den vorgegebenen Abständen wahrnehmen. Abgesehen davon werden solche Untersuchungen auch immer durchgeführt, wenn bestimmte Beschwerden bereits vorhanden sind und diese näher abgeklärt werde müssen. Grundsätzlich gilt: Frauenarztbesuche zur Früherkennung bestimmter Krankheiten sollten ab dem 20. Lebensjahr mindestens jährlich durchgeführt werden. Im Rahmen von Mammografie-Screening-Programmen werden alle Frauen ab 50 Jahren ausserdem zu einer Mammografie eingeladen.
Letztendlich hängt die Häufigkeit der Besuche beim Gynäkologen oder bei der Gynäkologin aber davon ab, wie hoch das individuelle Erkrankungsrisiko einer Frau ist. So ist es beispielsweise wichtig, dass eine Patientin ihren Frauenarzt oder ihre Frauenärztin davon in Kenntnis setzt, wenn in ihrer Familie beispielsweise bereits vermehrt Krebserkrankungen aufgetreten sind. In diesem Fall wird der behandelnde Arzt mit der Patientin besprechen, in welchen zeitlichen Abständen eine gynäkologische Abklärung empfehlenswert wäre.
Bei welchen Symptomen zur Untersuchung?
Die frauenärztliche Untersuchung ist in erster Linie eine Vorsorgeuntersuchung, was bedeutet, dass eine Frau diese wahrnimmt, ohne dass ihr Körper bestimmte Krankheitszeichen aufweist. Hat die Frau allerdings Beschwerden, so sollte sie ebenfalls einen Termin bei ihrem Frauenarzt vereinbaren.
Zu den Symptomen, die häufig Grund für eine gynäkologische Untersuchung sind, zählen unter anderem:
- Ausfluss aus der Scheide
- Regelbeschwerden, also beispielsweise Schmerzen während der Monatsblutung oder eine sehr starke und lang andauernde Menstruationsblutung
- Schmerzen, Brennen oder Jucken im Genitalbereich, etwa beim Geschlechtsverkehr oder beim Wasserlassen
- Auffällige Veränderungen der Brust in Form von Verhärtungen oder Knoten
Ursachen
Die Ursachen für die vorab aufgeführten Symptome sind vielfältig. Zu den Krankheiten, die diese bedingen können, gehören beispielsweise:
- Endometriose
- Myome in der Gebärmutter
- Prämenstruelles Syndrom (PMS)
- Blasenentzündung
- Brustkrebs
- Gebärmutterhalskrebs
Beratungsgespräch und Urinprobe
Vor Beginn der eigentlichen körperlichen Untersuchung wird die Patientin zunächst gebeten, eine Urinprobe abzugeben. Der Arzt oder Ärztin untersucht den Urin daraufhin unter Verwendung eines speziellen Teststreifens auf Keime, Blut oder Anzeichen für eine Entzündung. Und auch das Vorliegen einer Schwangerschaft kann mittels eines Urintests überprüft werden. Hinzu kommt, dass eine leere Blase die im Anschluss folgende Ultraschalluntersuchung erleichtert.
Im nächsten Schritt und vor Beginn der körperlichen Untersuchung fragt der Gynäkologe oder die Gynäkologin die Patientin nach eventuellen Beschwerden und klärt ab, ob in der engeren Familie der Patientin bereits vermehrt Brustkrebs- oder Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen aufgetreten sind, um mögliche Hinweise auf eine familiäre Vorbelastung zu erhalten. Ausserdem spricht man über
- die derzeitig verwendete Verhütungsmethode oder den Wunsch nach Verhütung,
- Ihre Menstruationsblutung und Ihren Zyklus und erkundigt sich nach der Regelmässigkeit, der Stärke und der Dauer der Monatsblutung,
- ein eventuelles Auftreten von Zwischenblutungen und / oder Scheidenausfluss,
- Ihre Medikamenteneinnahme,
- das Vorliegen möglicher Stoffwechselerkrankungen,
- und Ihre Sexualität und Partnerschaft.
Körperliche Untersuchungen
Im Anschluss wird die Patientin gebeten, ihren Unterleib freizumachen und auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl Platz zu nehmen. Dadurch hat der Frauenarzt zunächst die Möglichkeit, einen Blick auf die äusseren Geschlechtsorgane der Frau zu werfen und gegebenenfalls bereits äusserliche Veränderungen wie Verletzungen, Rötungen oder Auffälligkeiten an den Schleimhäuten zu erkennen. Zudem tastet er die Lymphknoten der Leistenregion und den Unterbauch der Patientin ab.
Zur genaueren Untersuchung der Scheide und des Muttermundes (= der untere Teil des Gebärmutterhalses) kommt ein sogenanntes Spekulum (lateinisch: Spiegel) zum Einsatz. Ein Spekulum ist ein medizinisches Instrument, mit dem typischerweise Körperöffnungen wie die Vagina oder der Anus geweitet werden, damit der Arzt daraufhin die Möglichkeit hat, die Scheide der Frau von innen zu untersuchen.
Ausserdem kann der Arzt die Scheide und den Gebärmutterhals (lateinisch: Cervix uteri) mittels einer sogenannten Kolposkopie untersuchen. Zu diesem Zweck wird ein spezielles Mikroskop verwendet, das sogenannte Kolposkop. Dabei dient die Kolposkopie in der Hauptsache der Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses und seiner Vorstufen.
Nachdem die instrumentale Untersuchung abgeschlossen ist, folgt die bimanuelle (mit beiden Händen) Tastuntersuchung der Scheide, wobei der Frauenarzt zunächst vorsichtig den Zeigefinger in die Scheide einführt und so die Dehnbarkeit des Gewebes beziehungsweise das Vorhandensein von Vorwölbungen, Verhärtungen oder Knoten überprüft. Danach legt er die zweite Hand auf den unteren Bereich der Bauchdecke der Patientin, was das Abtasten der Gebärmutter zulässt. Im Zuge dessen wird auch der sogenannte Portio-Schiebeschmerz kontrolliert: Ruft das Wackeln mit dem Finger an der Portio, dem Übergangsbereich zwischen Scheide und Gebärmutterhals, Schmerzen hervor, kann dies auf das Vorliegen einer Entzündung im kleinen Becken hindeuten.
Zudem führt der Arzt beziehungsweise die Ärztin einen behandschuhten und mit Gleitgel bestrichenen Finger in den Darm der Patientin ein, um den Mastdarm (auch: das Rektum) und die Hinterwand der Gebärmutter beurteilen zu können.
Pap-Test
Zur Früherkennung von Krebserkrankungen führt der Gynäkologe oder die Gynäkologin im Rahmen der vaginalen Untersuchung einen Abstrich, den sogenannten Pap-Test (auch: zytologischer Abstrich), durch.
Hierfür entnimmt der Arzt oder die Ärztin unter Verwendung eines Spatels vom Muttermund (der Portio-Oberfläche) und mittels einer kleinen Bürste aus dem Gebärmutterhals (Zervikalkanal) vorsichtig einzelne, oberflächige Zellen. Anschliessend wird die Probe in ein zytologisches Labor überführt. Bei auffälligen Pap-Befunden, das heisst, Befunden, denen eine Zellveränderung, Krebsvorstufen oder sogar Krebszellen zu Grunde liegen, sind weitere Abklärungen und Untersuchungen nötig.
Ultraschall
Zum Abschluss der vaginalen Untersuchung erfolgt in der Regel ein Ultraschalluntersuchung unter Verwendung eines mit Gel eingeriebenen, speziellen Schallkopfes.
Dieser ist stabförmig geformt, wodurch er sich problemlos und schmerzfrei in die Scheide einführen lässt und dem Frauenarzt oder der Frauenärztin die Möglichkeit eröffnet, die Wand und Schleimhaut der Gebärmutter, die Zyklusphase, die Eierstöcke und die Räume des kleinen Beckens zu beurteilen.
Brustuntersuchung und Mammografie
Nachdem die Patientin sich wieder angezogen hat, wird der Frauenarzt eine abschliessende Brustuntersuchung durchführen. Es handelt sich um eine Tastuntersuchung der Brust mit dem Ziel, eventuell vorhandene Schmerzen abzuklären und Knoten oder Verhärtungen zu erfühlen. In der Regel zeigt der Arzt danach der Patientin, wie sie selbst regelmässig ihre Brust untersuchen kann und so gegebenenfalls frühzeitig etwaige Veränderungen feststellen kann.
Ab einem gewissen Alter oder für den Fall, dass der Frauenarzt eine weitere Abklärung für notwendig erachtet, kann ausserdem eine Röntgenuntersuchung der Brust, die sogenannte Mammografie, angeordnet werden. Dabei handelt es sich um eine einfache, schnelle Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust, welche lediglich wenige Minuten dauert. Über die Aufnahmen (= Mammogramme) lässt sich dann die normale, altersabhängige Beschaffenheit der Brust beurteilen und von krankhaften Veränderungen abgrenzen. Hierbei können Tumore, die nicht mit blossen Händen tastbar sind, bereits im Frühstadium erkannt werden.
Im Rahmen einer Mammografie wird jede Brust einzeln zwischen zwei Plexiglasplatten gelegt, die dann kurz zusammengedrückt (die sogenannte Kompression) werden, um die Brust für die Aufnahme auszubreiten. Diese unangenehme und teilweise sehr schmerzhafte Prozedur ist notwendig, um einerseits die Strahlendosis zu verringern und andererseits bessere Bilder zu erhalten. Dauerhafte Schäden an der Brust entstehen durch die Kompression nicht. Grundsätzlich werden von jeder Brust zwei Aufnahmen angefertigt, wobei der Strahlengang einmal von oben nach unten und einmal schräg von der Mitte her zur Seite verläuft. Die Mammografie wird im Rahmen eines Screening-Programms zur frühzeitigen Erkennung von Brustkrebs ab einem Alter von 50 Jahren alle zwei Jahren empfohlen.
Selbstuntersuch der Brust
Nach jedem Besuch beim Gynäkologen oder bei der Gynäkologin empfiehlt es sich, etwa einmal im Monat selbst die eigene Brust abzutasten – genau so, wie der Arzt oder die Ärztin es vorgemacht hat.
Dabei ist die Selbstuntersuchung zwischen dem dritten und siebten Tag nach Beginn der Menstruationsblutung am einfachsten, da das Brustdrüsengewebe zu diesem Zeitpunkt besonders weich ist, weshalb Gewebeveränderungen eher auffallen.
FAQ
Wann ist eine gynäkologische Untersuchung bei Kindern ratsam?
In folgenden Fällen ist eine Untersuchung bei jungen Mädchen erforderlich, wobei hier in den meisten Fällen eine äusserliche Begutachtung der Genitalorgane ausreichend ist, weshalb auf die vaginale Tastuntersuchung verzichtet werden kann:
- Blutungen aus der Scheide vor Beginn der Regelblutung
- Schmerzen, Brennen, Ausfluss oder Juckreiz im Genitalbereich
- Verdacht auf Fehlbildungen
- Verdacht auf Entwicklungsstörungen
- Verdacht auf sexuellen Missbrauch
Was passiert bei einem Abstrich?
Unter dem medizinischen Begriff „Abstrich“ wird die Entnahme von körpereigenem Untersuchungsmaterial aus der Oberfläche von Wunden oder Schleimhäuten mittels eines sterilen Wattetupfers, kleiner Bürsten oder kleiner Spateln zur mikrobiologischen und / oder zytologischen Diagnostik, also die Analyse von Zellmaterial hinsichtlich der Erkennung von Krankheiten oder Zellveränderungen, verstanden. Beim Abstrich im Rahmen der gynäkologischen Untersuchungen handelt es sich um den sog. Pap-Test.