Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
Als Prostatakrebs wird ein bösartiger Tumor an der Vorsteherdrüse des Mannes, die sogenannte Prostata, bezeichnet. Im direkten Vergleich mit anderen Krebsarten entwickelt sich Prostatakrebs sehr langsam. Jedes Jahr erkranken in der Schweiz etwa 6'600 Männer an einem Prostatakarzinom, was diese Krebsart zu der bei Männern am häufigsten auftretenden macht.
Was ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern über 50 Jahren. Er entwickelt sich im Allgemeinen langsam, und es kommt erst nach Jahren zur Bildung von Metastasen. Das Alter zum Zeitpunkt der Diagnose ist deshalb von entscheidender Bedeutung. Unter Krebs versteht man die unkontrollierte Entwicklung von Zellen, die auf das umgebende Gewebe übergreifen. Diese Zellen können auch in andere Organe wandern. In diesem Fall spricht man von Metastasen.
Prostatakrebs beginnt im Allgemeinen im äusseren Teil der Drüse. Deshalb können Anomalien rektal ertastet werden. Unbehandelt kann Prostatakrebs zur Schwellung der Beine durch Behinderung des Abflusses der Lymphflüssigkeit, Knochenschmerzen, aber auch zu Nierenstau und schliesslich zum Tod führen.
Symptome
Eindeutige Symptome, welche auf eine Prostataerkrankung hindeuten, gibt es nicht. In der Regel machen sich die Krankheitsmerkmale und die damit einhergehenden Beschwerden erst dann bemerkbar, wenn die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten ist. Die Symptome können vielfältig sein:
- Häufiges Wasserlassen (häufiger Harndrang)
- Schwächung des Urinstrahls
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Probleme beim Wasserlassen
- Blut im Urin
- Erektile Dysfunktion
- Inkontinenz
Je früher der Tumor entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen des Patienten. Deshalb wird Männern ab einem Alter von 45 Jahren empfohlen, regelmässig urologische Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.
Ursachen
Bis heute ist die Ursache für die Entstehung von Prostatakrebs nicht eindeutig geklärt. Jedoch sind Faktoren, welche das Risiko einer Erkrankung erhöhen, bekannt – hierzu zählen etwa die familiäre Veranlagung, das Alter oder Umwelteinflüsse wie die Ernährung, die Lebensumstände sowie die Arbeitsbedingungen.
Leidet ein naher Verwandter an Prostatakrebs, ist das Risiko einer eigenen Erkrankung sehr hoch. Das Risiko verdoppelt sich, wenn der Vater betroffen ist. Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle. Ab 50 steigt bei Männern das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Es gibt auch Faktoren wie Rauchen oder übermässiger Alkoholgenuss, die das allgemeine Krebsrisiko erhöhen und so auch eine Prostatakrebserkrankung fördern können.
Diagnose
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung werden zunächst die äusseren Geschlechtsorgane mittels Tastuntersuchung begutachtet. Danach wird die Prostata durch den Enddarm abgetastet (die sogenannte DRU-Untersuchung, also die digitale rektale Untersuchung, eine schnelle, einfache und schmerzfreie Untersuchungsmethode). Bei dieser Untersuchung ist es jedoch nur möglich, grössere Tumore, die an der Oberfläche der Prostata liegen, festzustellen.
Ein weiterer Schritt der Diagnose ist die Bestimmung des PSA-Wertes. PSA steht für Prostata-Spezifisches-Antigen, einem Eiweiss, welches in der Prostata gebildet wird. Krebszellen bilden viel mehr PSA als gesunde Prostatazellen. Ein hoher PSA-Wert ist somit ein weiterer Anhaltspunkt für eine Prostatakrebserkrankung. Allerdings kann die Höhe des PSA-Wertes von verschiedensten Faktoren beeinflusst werden. Zu diesen Faktoren zählen andere Erkrankungen, sportliche Aktivitäten oder die Einnahme von Medikamenten. Deshalb ist es wichtig, dass all diese Einflüsse bei der Bewertung des PSA-Wertes berücksichtig werden.
Die einzige Möglichkeit, eine eindeutige Diagnose zu stellen, ist die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie). Das MRT (Magnetresonanztomographie) ist ein wichtiger Schritt, um den verdächtigen Bereich in der Prostata genauer zu identifizieren. Mithilfe der aufgenommenen Bilder und der Biopsie können wir einen Tumorgrad, das heisst die Aggressivität des Tumors (Gleason-Score), bestimmen und dann eine geeignete Behandlung vorschlagen.
Behandlung
Beim Prostatakrebs gibt es zwei sehr unterschiedliche Kategorien: den lokal begrenzten und lokal fortgeschrittenen Krebs und den metastasierenden Krebs, der bereits in Zellen anderer Organe gestreut hat. Der lokal begrenzte Krebs ist heilbar, der fortgeschrittene Krebs ist behandelbar, aber er ist langfristig tendenziell therapieresistent. Dank Vorsorgeuntersuchungen werden die meisten neu diagnostizierten Krebserkrankungen heute im Frühstadium erkannt und sind deshalb heilbar.
Bei gewissen Prostatakarzinomen resp. Metastasen kommen in Hormontherapien und Chemotherapien zum Einsatz.
Konservative, nicht operative Therapie
Aktive Überwachung
Ist der Tumor weniger aggressiv, nicht tastbar und weist er einen niedrigen PSA-Wert auf, beginnt die aktive Tumorüberwachung. Eine Behandlung wird bis zu dem Zeitpunkt hinausgezögert, bis der Tumor eine Grösse erreicht hat, welche eine weiterführende Behandlung notwendig macht. Während der aktiven Überwachung wird der Patient intensiv ärztlich betreut und es werden in regelmässigen Abständen Prostatabiopsien vorgenommen, um den Status des Tumors zu bewerten.
Radiotherapie (Strahlentherapie)
Ziel der Radiotherapie ist die Schädigung der Tumorzellen, wodurch erreicht werden soll, dass die Krebszellen sich nicht mehr weiterverbreiten und bestenfalls vollständig zerstört werden. Die Radiotherapie kann dabei sowohl in Form einer inneren als auch einer äusseren Bestrahlung durchgeführt werden.
Cyberknife
Die Bestrahlung von Aussen erfolgt ambulant durch die Haut und unter Einsatz eines Linearbeschleunigers, welcher das Prostatakarzinom von verschiedenen Richtungen aus bestrahlt. Dank des CyberKnife-Systems können Tumore mit einer extrem hohen Präzision behandelt werden.
Brachytherapie
Bei der Brachytherapie wird ein radioaktives, chemisches Element (das sogenannte Radionuklid) in die Prostata eingesetzt, indem es mit Nadeln in die Prostata geschoben wird. Der Eingriff erfolgt unter Rückenmarksnarkose und wird ambulant oder im Rahmen eines kurzen Spitalaufenthalts durchgeführt.
Hochintensiver fokussierter Ultraschall (kurz: HiFU)
Kleine und wenig aggressive Tumore werden mithilfe eines intensiv-fokussierten Ultraschalls behandelt. Ultraschallwellen werden auf den erkrankten Teil der Prostata gerichtet, um das entsprechende Gewebe ohne Operation abzutragen. Die HiFU-Behandlung wird zusätzlich zur «Aktiven Überwachung» durchgeführt. Auf diese Weise kann genau ermittelt werden, wie sich die Therapie auswirkt.
Operative Therapie
Radikale Prostatektomie
Unter dem Begriff der radikalen Prostatektomie versteht die Medizin die vollständige Entfernung der Prostata. Es handelt sich hierbei um einen operativen Routineeingriff mit dem Ziel, das Prostatakarzinom insgesamt zu extrahieren. Dies geschieht unter Verwendung des DaVinci®-Operationsroboters. Neben der Kapsel und der Samenblase werden im Zuge dieser Operation auch die Lymphknoten entfernt.
Nachbehandlung
Die Nachsorge umfasst regelmässige ärztliche Untersuchungen, welche sicherstellen sollen, dass etwaige Rückfälle rechtzeitig entdeckt werden. Bei 30 % aller behandelten Männer bildet sich in den Folgejahren ein neuer Tumor beziehungsweise Metastasen in anderen Bereichen des Körpers.
Die Nachbehandlung beginnt in der Regel umgehend nach Abschluss der Behandlung, spätestens jedoch nach drei Monaten. Dabei werden in regelmässigen zeitlichen Abständen PSA-Tests durchgeführt. Steigt der PSA-Wert, werden im Zuge der Nachbehandlung wiederum die gleichen Tests wie bei der Vorsorgeuntersuchung durchgeführt.
FAQ
Gibt es Massnahmen, um Prostatakrebs vorzubeugen?
Da bis heute nicht eindeutig geklärt ist, wo die Ursachen für das Entstehen von Prostatakrebs liegen, gibt es keine Massnahmen, die ergriffen werden könnten, um Prostatakrebs aktiv vorzubeugen. Eine gesunde Lebensweise, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin und die Wahrnehmung regelmässiger ärztlicher Vorsorgeuntersuchungen können helfen, das Prostatakrebs-Risiko zu senken.
Welche Komplikation können nach einer Prostata-Operation auftreten?
Nebenwirkungen können vor allem im Zuge der vollständigen Entfernung der Prostata (die sogenannte radikale Prostatektomie) auftreten. Hierzu zählen unter anderem die Harninkontinenz, Erektionsstörungen, die Impotenz oder die Unfruchtbarkeit.