Bandscheibenprothese | Künstliche Bandscheibe
Bei der Operation infolge Bandscheibenvorfällen wird häufig eine Versteifung der betroffenen Wirbel durchgeführt, um den Druck von Nerven und Rückenmark zu reduzieren. Dadurch wird jedoch die Flexibilität der Wirbelsäule eingeschränkt. Künstliche Bandscheiben erhalten die Flexibilität und Beweglichkeit der Wirbelsäule nach einem Bandscheibenvorfall. Die Prothese ersetzt die gesamte Bandscheibe und lindert so die Schmerzen und reduziert den Druck auf das Rückenmark und die Nerven. Künstliche Bandscheiben sind somit eine Alternative zur Wirbelversteifung in der Hals- oder der Lendenwirbelsäule.
Der Vorteile einer Bandscheibenprothese ist die Gewährleistung und der Erhalt der Beweglichkeit des entsprechenden Wirbelsäulenabschnitts. Durch den Einsatz der künstlichen Bandscheibe kann die Belastung auf die angrenzenden Wirbelkörper verringert werden.
Arten der künstlichen Bandscheibe
Es wird zwischen zwei verschiedenen Bandscheibenprothesen unterschieden: der zervikalen und der lumbalen Bandscheibenprothese. Die zervikale Prothese wird bei der Halswirbelsäule und die lumbale bei der Lendenwirbelsäule verwendet.
Die künstlichen Bandscheiben können individuell auf die Körpermasse des betreffenden Patienten oder der Patientin angepasst werden. Dazu kann der Chirurg oder die Chirurgin auf unterschiedliche Metallplatten und in der Höhe variierende Gleitkerne zugreifen. Zur Anpassung der Krümmung gibt es Bandscheibenprothesen, bei denen der Neigungswinkel angepasst werden kann.
Zervikale Bandscheibenprothesen sind die kleineren Prothesen. Mit ihrer speziellen Form sind sie an die Funktionalität der Halswirbel angepasst. Die lumbalen künstlichen Bandscheiben unterscheiden sich nicht nur in der Grösse, sondern auch in der Festigkeit, damit die grosse Druckbelastung im Lendenwirbelbereich aufgefangen werden kann.
Materialien
Die künstliche Bandscheibe besteht aus zwei Metallplatten. Für die Platten wird Titan oder ein Gemisch aus Kobalt und Chrom-Molybdän verwendet. Die Platten werden mit einer Titan-Legierung beschichtet. Die raue Oberfläche ermöglicht, dass die Prothese mit den benachbarten Wirbelkörbern zusammenwächst. Zwischen den Metallplatten ist ein Kern aus Polyethylen oder Metall zu finden. Diesen Kern kann man sich als halbierte Kugeln zwischen den Platten vorstellen. Durch diese Form wird die Bewegung der Bandscheibenprothese gewährleistet.
Aufbau der künstlichen Bandscheibe
Künstlicher Innenkern (Nukleus)
Verankert zwischen den Metallplatten, simuliert dieser den Innenkern der Bandscheibe. Er besteht aus einen Kunststoffpolymer und durch seinen Aufbau lässt er ein Zusammendrücken zu und ist somit ähnlich flexibel wie der ursprüngliche Kern der Bandscheibe.
Künstliche Ring
Um die Bandscheibe befindet sich ein Faserring. Dieser wird durch den künstlichen Ring simuliert. Der Ring wird aus mehreren Faserschichten gefertigt, die aus einem ultrahochmolekularen Polyethylen (UHMWPE) bestehen.
Künstliche Hülle
Die Hülle wird aus einem viskoelastischen Kunststoffpolymer gefertigt. Als Abgrenzung zum mittleren Teil des künstlichen Rings verhindert er das Einwachsen von natürlichem Gewebe in die Prothese.
Fixierung
An dem künstlichen Ring werden unten und oben Endplatten aus Titan befestigt. Diese sind mit einer Titanlegierung versehen. Diese raue Oberfläche ermöglicht ein Anwachsen der benachbarten Wirbelkörper an die Prothese.
Verankerung der Bandscheibenprothese
Die Verankerung erfolgt zementfrei. Mit Hilfe von sog. Verankerungszähnen wird die künstliche Bandscheibe mit den angrenzenden Wirbelkörpern verbunden. Die bereits erwähnte Beschichtung der Metallplatten mit der rauen Oberfläche sorgt dafür, dass das Implantat schnell mit den Wirbelkörpern verwächst. Der Vorteil einer einwachsenden Prothese ist, der durch das Einwachsen garantierte feste Sitz und die damit verbundene Haltbarkeit der Prothese.
Operation
Eine künstliche Bandscheibe wird immer von vorn eingesetzt. Der Eingriff dauert bis zu zwei Stunden und ist abhängig von der Lage und dem Stadium der Degeneration der betroffenen Bandscheibe.
Nachbehandlung
Nach der Operation sollte sechs Wochen lang ein längeres Sitzen (mehr als eine Stunde) und die Belastung durch das Heben und Tragen von schweren Gegenständen komplett vermieden werden.