Behandlung von Wirbelsäulenverkrümmungen und Skoliose

Skoliose & Kyphose Wirbelsäulenverkrümmung

Skoliose kommt aus dem altgriechischen und bedeutet Krümmung.

Die Skoliose bezeichnet eine Verkrümmung der Wirbelsäule, bei der die Wirbelsäule um die Längsachse rotiert und die Wirbelkörper verformt sind. Die Kyphose («Buckel») bezeichnet eine Krümmung nach vorne.

Es werden drei verschiedene Arten der Skoliose unterschieden. Bei der idiopathischen Skoliose ist die Ursache unbekannt. Die sekundäre Skoliose hat ihre Ursache in Krankheiten oder Missbildungen. Von einer erworbenen (novo) Skoliose spricht man, wenn diese im Erwachsenenalter, meist durch Verschleiss auftritt. Tritt die Skoliose im Alter auf, wird diese meist von Arthrose oder Knochenschwund (Osteoporose) begleitet. Eine Kyphose kann sich z.B. durch osteoporotische Wirbelbrüche im Alter entwickeln oder auch schon bei Jugendlichen auftreten (Morbus Scheuermann) und hat dann häufig auch eine genetische Komponente.

Eine Skoliose oder Kyphose kann sich also je nach Ursache unabhängig vom Alter manifestieren.

Unabhängig von der Art der Verkrümmung muss diese aktiv behandelt werden, da sie sich nicht von selbst zurückbildet und bei fortschreitender Veränderung zu starken Schmerzen und Beeinträchtigungen führen kann.

Symptome

Die am häufigsten auftretende Skoliose ist die adulte lumbale de-novo-Skoliose. Typische Beschwerden für die Erkrankung sind chronische Rückenschmerzen, die schon bei kurzen Gehstrecken auftreten. Wie stark die Beschwerden sind, ist abhängig vom Grad der Seitenabweichung der Wirbelsäule. Im weiteren Verlauf der Skoliose können zum Beispiel eine Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) oder andere Erkrankungen an der Wirbelsäule auftreten und Symptome auftreten. Dazu zählen unter anderem Beinschmerzen, Sensibilitätsstörungen bis hin zu Lähmungen.

Mögliche Symptome:

  • Sichtbare Verkrümmung der Wirbelsäule
  • Starke Rückenschmerzen, die die Mobilität beeinflussen
  • Starke Schmerzen im Gesäss
  • Beschwerden im Rücken und im Knie
  • Lähmungserscheinungen
  • Inkontinenz

Ursachen

Skoliosen sind meist auf mehrere degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule zurückzuführen.

Durch einen asymmetrischen Verschleiss kommt es zu einer ungleichen Lastenverteilung der Wirbelsegmente. Es entsteht eine Instabilität zwischen den Wirbeln und einzelne oder mehrere Wirbelkörper können dadurch kippen.

Da die Wirbelkörper wie ein Gelenk miteinander verbunden sind, kommt es neben dem Kippen zu einer Drehung. Kann diese Instabilität nicht aufgefangen werden und werden benachbarte Wirbel in diesen Vorgang einbezogen, entsteht eine Wirbel übergreifende Verkrümmung der Wirbelsäule, die so genannte «de novo Skoliose». Begünstigt wird die «de novo Skoliose» durch Osteoporose und die Degeneration von Bandscheiben.

Diagnose

Die Diagnose beginnt mit einer Befragung zur Krankheitsgeschichte und aktuellen Beschwerden. Danach erfolgen weitere Untersuchungen – die körperliche Untersuchung mit dem so genannten Adams-Test. Bei diesem neigt sich der Patient oder die Patientin mit locker hängenden Armen nach vorn. Gleichzeit sind die Beine durchgestreckt. Der Arzt oder die Ärztin steht hinter dem Patienten und schaut über den Rücken, ob eventuelle Asymmetrien z.B. bei den Rippen oder Schulterblättern zu sehen sind. Auch ist erkennbar, ob die Lendenmuskulatur einseitig stärker ausgeprägt oder die Wirbelsäule verkrümmt ist.

Nach den manuellen Tests erfolgen verschiedene Röntgenaufnahmen. Dabei wird die gesamte Lenden- und Brustwirbelsäule aufgenommen und vermessen. Man unterscheidet hier zwischen Übersichts- und Funktionsaufnahmen. Bei der Übersichtsaufnahme erfolgt die Aufnahme in zwei Ebenen, damit der Krümmungswinkel berechnet werden kann. Die Funktionsaufnahme dient dazu, bei einzelnen Bewegungssegmenten mögliche Instabilitäten zu ermitteln. Mit Hilfe des Röntgens kann die Schwere der Skoliose eingeschätzt und die Stelle, wo die Wirbelsäule verformt ist, lokalisiert werden.

Die Skoliose wird je nach Position in drei Bereiche eingeteilt:

  • Thorakal – Krümmung in Höhe des Brustkorbes
  • Thorakolumbal – Krümmung zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule
  • Lumbal – Krümmung an der Lendenwirbelsäule

 Je nach Krümmungswinkel unterscheidet man drei Schweregrade:

  • Winkel von mehr als 10 aber weniger als 40 Grad – Leichte Skoliose
  • Winkel zwischen 40 bis 50 Grad – Mittelschwere Skoliose
  • Winkel über 50 Grad – Schwere Skoliose

Behandlungen

Ob und wie eine Skoliose behandelt werden muss, hängt von vielen Faktoren ab. Welche Behandlung in Frage kommt, wird nach dem Schweregrad, dem Alter und dem voraussichtlichen Verlauf der Krankheit sowie dem einzugehenden Risiko ermittelt.

Konservative Therapien

Physiotherapie wird bei einer Skoliose angewendet, bei der der Krümmungswinkel kleiner als 20 Grad ist. Mittels gezielten Übungen wird die Muskulatur gestärkt und die Haltung des Körpers verbessert.

Ergab die Diagnose, dass die Krümmung zwischen 20 und 25 Grad liegt und man davon ausgeht, dass die Krümmung sich weiterentwickelt, kommt ein Korsett aus leichtem Kunststoff zum Einsatz. Das Korsett wirkt der Verdrehung der Wirbelsäule entgegen.

Für den Behandlungserfolg ist die Mitarbeit des Patienten oder der Patientin ein wichtiger Faktor. Das Korsett muss 22 Stunden pro Tag getragen werden. Unterstützend wird Physiotherapie durchgeführt, um die Muskulatur weiter aufzubauen.

Operative Behandlungen

Das Ziel der Operation ist es, die Form der Wirbelsäule so weit wie es geht zu korrigieren und zu stabilisieren. Der Eingriff erfolgt entweder vom Rücken oder von der Seite über die Flanke oder die Brusthöhle.

In speziellen aber wenigen Fällen, bei denen keine relevante Instabilität vorliegt, kann eine so genannte mikrochirurgische Dekompression helfen, um den aktuellen Zustand zu verbessern. Bei den meisten Patienten wird die Dekompression gemeinsam mit einer Fusion von mehreren Wirbelsäulensegmente durchgeführt. Durch die Kombination beider Techniken wird eine stabile Achse der Wirbelsäule hergestellt.

Beim Eingriff werden verschiedene Platzhalter, zum Beispiel aus Titan und Stab-Schrauben-Systeme genutzt. Mit Hilfe dieser Techniken werden die ursprüngliche Höhe und Neigung der Bandscheiben wieder hergestellt. Das führt zu einer «Fusion» der benachbarten Wirbel. Die Fixierung bringt den Wirbel wieder zurück in seine ursprüngliche Position.

Nachbehandlung

Nach einer Skoliose-Operation sind Ruhe und eine angepasste Physiotherapie die wichtigsten Faktoren für die Genesung. Da nicht nur Knochen, sondern auch Muskeln heilen müssen, ist es wichtig, den Rücken über längere Zeit zu schonen und die Beweglichkeit und die Kraft langsam wieder aufzubauen.

Nach ca. vier bis sechs Wochen und nach dem Absetzen der Schmerzmittel ist eine Rückkehr in den Alltag möglich. Körperliche Anstrengung (bei Sport oder Arbeit) sind erst nach einer gewissen Zeit möglich und werden durch den Arzt im Rahmen des Genesungsprozesses bestimmt.

FAQ

Wie macht sich eine Skoliose bemerkbar?

Bei älteren Erwachsenen macht sich die Skoliose durch Rückenschmerzen und Verspannungen bemerkbar. Kommt es zu einer starken und auch sichtbaren Verkrümmung, können auch Nervenprobleme oder Beeinträchtigungen von inneren Organen entstehen.

Muss man bei Skoliose etwas Besonderes beachten?

Ist man von Skoliose betroffen, leidet auch der Schlaf. Es empfiehlt sich daher, eine Matratze und/oder eine Schlafposition auszuwählen, die einen geringen Druck auf die Wirbelsäule ausübt. Das einseitige Tragen von schweren Lasten oder intensive, den Rücken belastende Sportarten (z.B. Stop&Go, Gefahr von Verrenkungen oder Stürzen) sollten vermieden werden.

Ärzte mit dieser Spezialisierung

Privatklinik Belair

Prof. Dr. med. Guido Wanner

Spezialisierung
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Dr. med. Hans-Jürgen Becker

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