Weitsichtigkeit

Das Lesen eines Buches bereitet Ihnen zusehends Schwierigkeiten, weil Sie die Buchstaben nicht mehr richtig erkennen können und deshalb das Buch immer weiter von sich weghalten müssen, um es weiterhin lesen zu können?

Und wahrscheinlich haben Sie im Gegenzug auch schon festgestellt, dass es nach wie vor kein Problem ist, Menschen und Gegenstände in der Ferne scharf und klar zu sehen?

Was ist Weitsichtigkeit?

Um einen Gegenstand scharf sehen zu können, müssen die von ihm ausgehenden Lichtstrahlen auf dem Weg durch das Auge so gebrochen werden, dass sie genau auf der Netzhaut (Retina) zusammentreffen. Je näher sich das betrachtete Objekt vor dem Auge befindet, desto stärker muss die Lichtbrechung im Auge sein, um ein scharfes Abbild auf der Netzhaut zu erzeugen. Das Auge muss also in der Lage sein, die Lichtbrechung verändern und die Sehschärfe an unterschiedliche Entfernungen anpassen zu können, die sogenannte Akkommodation.

Weitsichtigkeit bedeutet zunächst, dass Sie nahe Gegenstände nicht mehr scharf erkennen können. Die Ziliarmuskeln, die Fasern, an denen die Augenlinse aufgehängt ist, an der Linse werden deshalb dauerbeansprucht, denn sobald sich diese Muskeln anspannen, krümmt sich Ihre Linse stärker (wird also rundlicher) und die Brechkraft nimmt zu, wodurch sich nahe Objekte scharf auf der Netzhaut abbilden lassen. Und auch für den Blick in die Ferne müssen Ihre Augenmuskeln regelmässig etwas angespannt werden.

Symptome

Aus der dauerhaften Akkommodation, also der permanenten Anpassung durch An- und Entspannung der Augen, resultieren vor allem Kopfschmerzen. Entspannen sich die Ziliarmuskeln, wird die Augenlinse in die Länge gezogen, wodurch sie flacher wird. Dadurch sinkt ihre Brechkraft, sodass weiter entfernte Objekte scharf gesehen werden können.

Zu den weiteren Symptomen der Weitsichtigkeit zählen:

  • ein rasches Ermüden der Augen
  • Augenschmerzen
  • brennende Augen
  • Bindehautentzündungen (medizisch: Konjunktivitis)

Diese Symptome werden in der Fachsprache auch unter dem Begriff asthenopische Beschwerden zusammengefasst. Sie machen sich in der Regel verstärkt beim Lesen bemerkbar.

Da die Erhöhung der Brechkraft und das Aufeinanderzubewegen der Augen, die sogenannte Konvergenzreaktion, anatomisch gesehen aneinandergekoppelt sind, ist das Nachinnenschielen ein weiteres mögliches Symptom der Weitsichtigkeit.

Die Konvergenzreaktion findet immer dann statt, wenn ein Gegenstand gesehen werden soll, welcher sich mittig und nah vor unseren Augen befindet. Dabei bewegen sich beide Augäpfel aufeinander zu, die Pupillen verengen sich und die Brechkraft steigt aufgrund der stärkeren Linsenkrümmung. Dementsprechend sind die Akkommodation und die Konvergenzreaktion aneinandergekoppelt.

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Ursachen

Gründe für die Weitsichtigkeit können entweder ein zu kurzer Augapfel oder eine verminderten Brechkraft der Linse sein. Auch die sogenannte Altersweitsichtigkeit ist möglich.

Die Achsen-Weitsichtigkeit (Achsen-Hyperopie)

Die Achsen-Weitsichtigkeit ist die am häufigsten vorkommende Form der Weitsichtigkeit: Weil der Augapfel hier kürzer ist als normal, wird das Bild auch bei maximaler Akkommodation nicht scharf auf der Netzhaut abgebildet – die einfallenden Lichtstrahlen würden sich erst hinter der Retina in einem gemeinsamen Brennpunkt bündeln. Aus diesem Grund sind weitsichtige Menschen nicht in der Lage, nahe Objekte scharf zu sehen.

In der Ferne kann der Betroffene/die Betroffene zwar weiterhin scharf sehen, allerdings muss die Augenlinse auch dabei akkommodiert werden, weil ihre Brechkraft im entspannten Zustand selbst für ferne Objekte nicht ausreicht. Deshalb sind auch hier die Ziliarmuskeln, die eine Krümmung der Linse und damit eine Verstärkung der Brechkraft bewirken, ständig angespannt.

Beim Fernblick und einer Weitsichtigkeit von bis zu 4 Dioptrien ist das für einen jungen Menschen kein Problem. Um aber im Leseabstand, also etwa 33 Zentimeter vom Körper entfernt, etwas scharf sehen zu können, sind weitere 3 Dioptrien Brechkraft notwendig. Das bedeute, dass vom Auge eine Gesamtbrechkraft von 7 Dioptrien erbracht werden muss, welche das Auge dauerhaft nicht leisten kann, weshalb schliesslich Beschwerden auftreten.

Die Brechungs-Weitsichtigkeit (Brechungs-Hyperopie)

Bei der Brechungs-Hyperopie ist der Augapfel zwar normal lang, die Brechkraft der Linse aber niedriger als normal. In ihren Folgen unterscheidet sich die Brechungs-Weitsichtigkeit nicht von denen der Achsen-Weitsichtigkeit.

Die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie)

Die Presbyopie (auch: Alterssichtigkeit, Altersweitsichtigkeit) entsteht durch das Altern der Augenlinse. Sie macht sich in der Regel ab dem 45. Lebensjahr bemerkbar. Wie auch bei der eigentlichen Weitsichtigkeit haben die Betroffenen Probleme beim Lesen im normalen Leseabstand. Mit einer passenden Lesebrille lässt sich dieses Problem jedoch beheben.

Diagnose

Wenn Sie Probleme beim Sehen haben, sollten Sie zeitnah einen Termin beim Augenarzt beziehungsweise bei der Augenärztin vereinbaren. Dieser wird Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte – der sogenannten Anamnese – befragen. Dabei wird Ihr Arzt Ihre Ärztin unter anderem herausfinden wollen, seit wann Sie die Beschwerden haben und ob diese vor allem beim Lesen zu Tage treten. Weiter wird er wissen wollen, ob Sie an Kopfschmerzen leiden und bereits eine Brille – eventuell auch lediglich zum Lesen – tragen.

Mittels eines Sehtests kann der Arzt/die Ärztin eine Aussage über die Sehstärke Ihrer Augen treffen. Im Zuge dieses Tests müssen Sie unterschiedliche Buchstaben, Zahlen oder Formen erkennen, die in einem bestimmten Abstand zu Ihnen an die Wand projiziert werden. Dabei werden die verschiedenen Symbole oder Zahlen von Zeile zu Zeile kleiner. Der Augenarzt oder die Augenärztin beurteilt Ihre Sehleistung entsprechend derjenigen Zeile, welche sie als letzte einwandfrei erkennen/ablesen konnten.

Eine weitere Untersuchung im Zusammenhang mit der Feststellung einer Weitsichtigkeit ist die Spiegelung des Augenhintergrunds (medizinisch: Funduskopie). Dabei leuchtet der Augenarzt oder die Augenärztin mit einem Licht in Ihr Auge, um die Netzhaut zu beurteilen. Manchmal lassen sich dabei – vor allem bei Vorliegen einer starken Altersweitsichtigkeit – Veränderungen am Augenhintergrund erkennen. So können beispielsweise geschlängelte Gefässe auf der Retina (Netzhaut) zu sehen sein.

Behandlungen

Die Weitsichtigkeit kann mit einer Sehhilfe, also einer Brille oder mittels Kontaktlinsen, ausgeglichen werden.

Dabei werden sogenannte Plusgläser oder Sammellinsen verwendet, welche nach aussen gebogen (konvex) sind. Diese Aussenbiegung sorgt dafür, dass die einfallenden Lichtstrahlen bereits gebündelt werden, bevor sie auf die Hornhaut fallen. Durch diese unterstützende Brechung des Lichts reicht die zu schwache Brechkraft des Auges aus, um ein scharfes Bild auf der Retina abzubilden. Bei sehr starker Hyperopie werden in der Regel Kontaktlinsen bevorzugt, weil die zur Korrektur notwendigen Brillengläser sehr dick und schwer wären.

Als weitere Behandlungsmöglichkeit können Sie die Sehkraft Ihrer Augen mittels einer Laserbehandlung verbessern lassen.

Nachbehandlung

Wurde bei Ihnen eine Weitsichtigkeit diagnostiziert, dann ist es wichtig und unerlässlich, dass Sie in regelmässigen Abständen Ihren Augenarzt oder Ihre Augenärztin aufsuchen und Ihre Augen untersuchen lassen.

FAQ

Was passiert im Auge, wenn eine Weitsichtigkeit vorliegt?

Bei Vorliegen einer Weitsichtigkeit (medizinisch auch Hyperopie, Hypermetropie oder Übersichtigkeit genannt) reicht entweder die Lichtbrechung im Auge, die Fähigkeit des Auges, eintreffende Lichtstrahlen zu bündeln, nicht aus oder der Augapfel ist zu kurz, sogenannte Achsen-Hyperopi), um nahe Objekte scharf zu sehen. Dementsprechend haben die Betroffenen vor allem Probleme beim Lesen. Im Zuge dessen treten häufig Kopf- und Augenschmerzen auf. Mit Hilfe von Brillen oder Kontaktlinsen kann die Nahsicht verbessert werden – sie wird eher selten operiert. Gemessen wird die Brechkraft des Auges in der Einheit Dioptrie (kurz: dpt); im Rahmen der Weitsichtigkeit ergibt die Messung der Brechkraft Pluswerte, im Rahmen der Kurzsichtigkeit hingegen Minuswerte.

Einmal weitsichtig, immer weitsichtig?

Eine frühe Erkennung der Weitsichtigkeit kann die Ausbildung einer solchen Sehschwäche verhindern, wenn rechtzeitig eine korrigierende Brille verordnet wird. Wenn der Augapfel wächst, kann sich die Weitsichtigkeit auch wieder verwachsen, insbesondere bei kleinen Kindern.

Ist eine starke Verschlechterung der Weitsichtigkeit möglich?

Wird die Weitsichtigkeit zeitnah erkannt und behandelt, dann verschlechtert sie sich im weiteren Verlauf selten. Im Gegenteil: Bei Kindern und Jugendlichen bildet sie sich aufgrund der Tatsache, dass mehr Zeit am Bildschirm und weniger Zeit in der Natur verbracht wird, sogar häufig zurück und kann sich dann sogar in eine Kurzsichtigkeit umwandeln.

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