Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom)

Schilddrüsenkrebs, medizinisch das Schilddrüsenkarzinom, entsteht, wenn mehrere Zellen der Schilddrüse «entarten». Das bedeutet, dass sich diese Zellen aufgrund genetischer Veränderungen in Krebszellen verwandeln und unkontrolliert vervielfachen. Auf diese Weise verdrängen die Krebszellen das gesunde Gewebe. Hinzukommt, dass die Krebszellen häufig nicht in der Lage sind, ihre ursprüngliche Funktion – etwa die Produktion der Schilddrüsenhormone – beizubehalten.

Ganz allgemein sind Erkrankungen der Schilddrüse sehr häufig – Schilddrüsenkrebs dagegen ist selten, wobei Frauen dreimal häufiger von einem Schilddrüsenkarzinom betroffen sind als Männer.

Viele Menschen klagen über Knoten in der Schilddrüse. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen jedoch glücklicherweise nicht um Schilddrüsenkrebs, sondern um eine gutartige Gewebeveränderung. Diese Knoten wachsen zwar unkontrolliert und müssen daher ebenfalls behandelt werden, dringen jedoch – im Gegensatz zum Schilddrüsenkrebs – nicht in umliegendes Gewebe ein.

Zelltypen

In der Schilddrüse finden sich diverse Zelltypen mit unterschiedlichen Funktionen. Beim Schilddrüsenkrebs muss deshalb differenziert werden, aus welchem Zelltyp der Tumor hervorgeht und wie dieser sich weiterentwickelt, um daraufhin eine Zuordnung des Schilddrüsenkrebses zu einem der vier Typen vornehmen zu können.

Dabei gehen das papilläre, das follikuläre und das anaplastische Schilddrüsenkarzinom von den hormonproduzierenden Schilddrüsenzellen – den sogenannten Thyreozyten – aus. Demgegenüber geht das medulläre Schilddrüsenkarzinom aus einem in der Schilddrüse liegenden Zelltyp hervor, die sogenannten C-Zellen.

Symptome

Die Symptome eines Schilddrüsenkarzinoms in einem frühen Krankheitsstadium sind kaum zu bemerken, sondern treten erst dann auf, wenn der Tumor beispielsweise auf die Luft- und Speiseröhre zu drücken oder benachbarte Nervenbahnen zu schädigen beginnt.

Mögliche Anzeigen für das Vorliegen von Schilddrüsenkrebs können sein:

  • anhaltende Heiserkeit
  • das sogenannte Horner-Syndrom, welches aufgrund von Schädigungen der Nervenbahnen entsteht; hierbei ist die Pupille eines Auges verengt, der Augapfel dieses Auges eingesunken und das Augenlid des betroffenen Auges hängt herab.
  • Atembeschwerden
  • Schluckbeschwerden
  • geschwollene Lymphknoten am Hals
  • Krämpfe der Muskulatur oder Gefühlsstörungen
  • starker Durchfall
  • asymmetrische, schnell wachsende Schwellung am Hals

Ursachen

Ursächlich für Schilddrüsenkrebs können unter anderem sein:

  • ionisierende Strahlung,
  • die medizinische Bestrahlung der Halsregion,
  • eine genetische Veranlagung oder
  • Jodmangel und eine damit verbundene Erhöhung des stimulierenden Hormons der Schilddrüse (TSH)

Diagnose

Bei Verdacht auf das Vorliegen von Schilddrüsenkrebs wird der Arzt oder die Ärztin dem Patienten/der Patientin zunächst Fragen zu seiner Krankengeschichte, die sogenannte Anamnese, stellen und anschliessend eine körperliche Untersuchung vornehmen. Hierbei tastet der Arzt oder die Ärztin zunächst gründlich die Schilddrüse, die Halsregion und die Lymphknoten ab, um eventuelle auffällige Veränderungen zu bemerken. Danach folgt im Normalfall eine Blutuntersuchung, um die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie des Hormons TSH (Thyreoidea-stimulierendes-Hormon) zu messen.

Im Verlauf der weiteren Diagnostik kann der Arzt/die Ärztin zudem folgendes anordnen:

  • eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie),
  • eine Schilddrüsenszintigrafie, ein nuklearmedizinisches Verfahren, mit dem sich anhand einer radioaktiven Substanz die Stoffwechselaktivität und Durchblutung der Schilddrüse darstellen lässt,
  • eine Feinnadelbiopsie – kurz: FNB; hierbei wird unter Ultraschallkontrolle mit einer feinen Hohlnadel in den Schilddrüsenknoten gestochen, um eine Gewebeprobe zu entnehmen,
  • ein Röntgenbild,
  • eine Computertomografie,
  • eine Kernspintomografie und/oder
  • eine Kehlkopfspiegelung

Behandlung

In welcher Form der Schilddrüsenkrebs behandelt wird, hängt zum einen davon ab, um welchen Schilddrüsenkrebs-Typ es sich handelt; zum anderen ist zu entscheiden, wie weit der Krebs bereits fortgeschritten ist.

Grundsätzlich umfasst das therapeutische Leistungsspektrum

  • die chirurgische Behandlung, also die teilweise oder vollständige operative Entfernung der Schilddrüse, die Thyreoidektomie
  • die Radiojodtherapie, postoperativ wird dem Patienten radioaktiv markiertes Jod verabreicht, welches noch vorhandene hormonproduzierende Schilddrüsenzellen zerstören soll
  • die Chemotherapie und/oder
  • die Strahlentherapie

Nachbehandlung

Um möglichst frühzeitig erkennen zu können, ob der Schilddrüsenkrebs nach einer abgeschlossenen Behandlung zurückgekehrt ist, wird Patienten mit Schilddrüsenkarzinom eine lebenslange Nachsorge empfohlen. Dazu zählt in der Hauptsache eine, in regelmässigen zeitlichen Abständen stattfindende, Untersuchung der Halsregion mittels Ultraschalles.

Zudem sollten in festen Zeitabständen verschiedene Laborwerte, welche nur durch das Schilddrüsengewebe produziert werden, gemessen werden: Lassen sich diese nach einer vollständigen Entfernung der Schilddrüse wiederum im Körper nachweisen, so spricht dies für ein erneutes Tumorwachstum (diese Laborwerte werden Tumormarker genannt).

FAQ

In welchem Alter kann Schilddrüsenkrebs auftreten?

Schilddrüsenkrebs kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten. Dabei sind Frauen deutlich stärker betroffen als Männer. Das durchschnittliche Erkrankungsalter beträgt bei Männern 55 Jahre und bei Frauen 52 Jahre.

Welche Warnzeichen für Schilddrüsenkrebs gibt es?

Ein neu auftretender, rasch wachsender Knoten in der Schilddrüse kann ein erstes Anzeichen für Schilddrüsenkrebs ein. Überdies bedarf es einer ärztlichen Abklärung, wenn sich die Schilddrüse vergrössert und sich eine Struma (Kropf) bildet oder plötzlich weiter wächst und sich ganz oder teilweise härter anfühlt. Das gilt ebenfalls für einen innerhalb weniger Wochen oder Monate neu entstehenden Kropf. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, grundsätzlich jede ungewöhnliche Schwellung am Hals von einem Arzt/einer Ärztin untersuchen zu lassen.

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