Venenchirurgie

In der Venenchirurgie befasst man sich mit der Behandlung von Venenerkrankungen.

90 % aller Behandlungen betrifft die chronische Veneninsuffizienz (CVI) der unteren Extremitäten, die zu Krampfadern führt. Krampfadern sind auf eine Erweiterung und Verlängerung der oberflächlichen Venen zurückzuführen.

Venen der unteren Gliedmassen

Bei den Venen der unteren Gliedmassen unterscheidet man in zwei Venennetze.

Eines der Venennetze wird als tiefes Venennetz bezeichnet. Es befindet sich in der Mitte der Muskeln, ist direkt mit den Arterien verbunden und sorgt für 90 % des venösen Rückflusses. Als venösen Rückfluss oder auch venöser Rückstrom, bezeichnet man den Rücklauf des Blutes zum Herz.

Das zweite Venennetzt ist das akzessorische, oberflächliche Venennetz. Dessen Aufgabe ist die Entwässerung der Haut und des subkutanen Gewebes. Im Gegensatz zum tiefen Venennetz ist es für nur 10 % des venösen Rückflusses verantwortlich.

Das Venensystem sorgt für den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Letzteres ist von zahlreichen Faktoren abhängig wie zum Beispiel:

  • Quetschung der Venensohle
  • Kontraktion der Wadenmuskulatur
  • Atmung
  • Pumpfähigkeit des Herzens
  • Funktionsfähigkeit der Rückflussklappen

Krampfadern (Varizen)

Bis heute ist die Ursache von Krampfadern nicht geklärt. Jedoch treten heute Krampfadern in Industrieländern fünfmal häufiger auf.

Es gibt jedoch prädisponierende (begünstigende) Faktoren:

  • Vererbung: Das Risiko, Krampfadern zu bekommen, liegt bei 20 %, wenn kein Elternteil betroffen ist. 50 %, wenn ein Elternteil betroffen ist und bei 90 %, wenn bei beiden Elternteilen Krampfadern auftreten.
  • Alter: Vergleicht man verschiedene Altersgruppen, so treten Krampfadern im Alter von 70 Jahren dreimal so oft auf wie im Alter von 30 Jahren. Nach dem 60. Lebensjahr sind 70 % der Menschen von Krampfadern betroffen.
  • Das Geschlecht: Krampfadern treten häufiger bei Frauen auf.
  • Fettleibigkeit und/oder schnelle Gewichtszunahme, die zu Bewegungsmangel und Muskelschwund führt.
  • Langes Stehen oder Sitzen, vor allem in einer warmen und feuchten Umgebung, Risikogruppen sind zum Beispiel Verkäuferinnen, Kellnerinnen oder Stewardessen.
  • Ausgewählte Sportarten
  • Störungen der Fussstatik: Platt- oder Hohlfuss.
  • Schwangerschaft, die zu hormonellen Veränderungen und einer Kompression der Venen im kleinen Becken führt.
  • Weitere Gründe: Chronische Verstopfung, zu enge Kleidung, ungeeignetes Schuhwerk, zu hohe Absätze oder gefütterte Stiefel, bestimmte Lebensgewohnheiten wie Tabak- und Alkoholkonsum oder zu scharfes Essen, sowie Hitzetraumata durch Sauna, Dampfbad, Enthaarung mit heißem Wachs oder lange Sonneneinstrahlung.

Symptome

Für Krampfadern gibt es keine oder nur wenige Symptome. Es wird hierbei in klinische Symptome und ästhetische Probleme unterschieden.

Klinische Symptome bei Problemen durch Krampfadern:

  • Schwere Beine
  • Kribbeln
  • Juckreiz
  • Krämpfe
  • Schmerzen in den Krampfaderbahnen

Ästhetische Probleme stehen oft im Vordergrund, da die Krampfadern sehr auffällig am Bein sind und der Anblick den Patienten oder die Patientin stören, sowie seelische Probleme bereiten.

Diagnose

Während der klinischen Diagnose erfolgt eine Klassifizierung der Patienten nach CEAP.  Die CEAP-Klassifikation steht für ist die Einteilung nach Schweregrad bei einer chronischen Venenerkrankung.

Der Arzt oder die Ärztin führt bei der Diagnose eine genaue Befragung durch. Bei der Befragung wird die Vorgeschichte, insbesondere die Familiengeschichte, die begünstigenden Faktoren, die verschiedenen Beschwerden des Patienten und die Begleiterkrankungen ermittelt. Es erfolgt ausserdem eine vollständige Untersuchung der unteren Gliedmassen, bei der ein Venenultraschall durchgeführt wird. Im Falle einer Beckeninsuffizienz erfolgt die Untersuchung mit Hilfe eine Phlebomagnetresonanztomographie (MRT).

Behandlung

Werden bei Beschwerden Krampfadern nicht behandelt, kann es zu folgenden Komplikationen kommen.

Im Bereich der Haut:

  • Ödeme
  • Dermatitis: ockerfarben oder atrophisch
  • Hypodermitis: Entzündung der Unterhaut
  • Krampfader-Ekzem mit Kratzläsionen
  • Ulkus: Wenig schmerzhafter Verlust von Hautsubstanz am Innenknöchel, bei dem die Dermis (zweite Hautschicht) zum Vorschein kommt
  • Blutungen durch Aufbrechen einer Krampfadererweiterung

Kommt es zu einer Venenentzündung (Phlebitis) der oberflächlichen Venen treten akute, lokale Schmerzen auf und der Krampfaderstrang entzündet sich.

Konservative, nicht operative Behandlung

Bei der konservativen Behandlung gibt es verschiedene Regeln, die die betroffenen Personen einhalten müssen. Dazu zählen unter anderen:

  • Füsse im Bett hochlegen
  • Regelmässige kalte Beinduschen
  • Tragen von Einlagen
  • Vermeiden von zu enger Kleidung
  • Verzicht auf Tabak und Alkohol
  • Regelmässiges Gehen, Joggen, Schwimmen oder Radfahren

Die Behandlung umfasst ausserdem eine Kompressionstherapie, mit Hilfe von speziellen Socken, Strümpfen oder Strumpfhosen.

Operative Therapie

Ein operativer Eingriff kommt dann in Frage, wenn konservative Massnahmen die Beschwerden nicht mehr ausreichend lindern können. Komplikationen wie Beingeschwüre auftreten, oder Krampfadern den Betroffenen, die Betroffene mental belasten.

Heute stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung.

Stenting-Technik mit Crossektomie und Stripping

Unter der Leiste und in der Vertiefung des Knies, oder Knöchels werden insgesamt zwei Einschnitte vorgenommen. Die Vene wird zunächst am oberen Einschnitt unterbunden oder abgeklemmt, die sogenannte Venenligatur. Dann wird ein langer Draht durch den unteren Einschnitt in die Vene eingeführt und vorgeschoben. Über einen Knopfähnlichen Aufsatz wird die Vene aus der Leiste herausgezogen.

Phlebektomien

Bei der Durchführung einer Phlebektomie werden mehrere, wenige Millimeter kleine Schnitte entlang der betroffenen Vene durchgeführt. Mit Hilfe von kleinen Häkchen wird die Vene durch diese Schnitte so weit wie möglich hervorgezogen. Anschliessend wird diese dann durchtrennt und in mehreren Teilen entfernt.

Thermische Therapieverfahren

Bei der Lasertherapie oder Radiofrequenztherapie wird die Vene durch die Hitzeeinwirkung zerstört. Die Behandlung erfolgt unter örtlicher Betäubung und ist relativ schmerzfrei.

Chemische Sklerotherapie (Verödung)

Die chemische Sklerotherapie ist ein minimal-invasives und ambulant durchgeführtes Verfahren, bei dem Krampfadern mit Hilfe von Ultraschall oder speziellen Verödungsmitteln behandelt werden. Die Behandlung erfordert meist mehrere Sitzungen und kann einzeln oder als Ergänzung zu einer Krampfaderoperation durchgeführt werden.

Ärzte mit dieser Spezialisierung

Privatklinik Bethanien

Dr. med. Adrienne Imhof

Spezialisierung
Viszeralchirurgie, Allgemeine Chirurgie, Hernien (Leistenbrüche), Venenchirurgie, Proktologie Mehr anzeigen

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