Der Pflegeberuf ist einer der herausforderndsten, abwechslungsreichsten und zukunftssichersten Berufe. Welche weiteren Gründe motivieren jemanden dazu, diesen spannenden Beruf zu erlernen, und welche Karrieremöglichkeiten bieten sich? Wir haben bei Fabienne Gisler, Pflegedienstleitung der Rosenklinik, nachgefragt.
Fabienne Gisler: Ganz klar: nein. Obwohl ich eine medizinische Grundausbildung als Tiermedizinische Praxisassistentin absolvierte, hätte ich nicht gedacht, dass ich mit 24 Jahren noch einmal eine dreijährige Ausbildung beginne. Es war daher auch nicht mein erklärtes Ziel, eines Tages als Leitung in der Pflege zu fungieren. Allerdings hat sich nach meinem zweiten Abschluss schnell einmal herauskristallisiert, dass ich ein Flair für das Führen von Menschen habe. So hat eines zum anderen geführt, bis ich schliesslich die Stelle als Pflegedienstleitung in der Rosenklinik angetreten bin.
Mich faszinierte das breite Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten, das sich im Bereich der Humanmedizin bietet. In der Pflege steht man nie still: Man kann sich fortlaufend weiterbilden, sich spezialisieren, Nachdiplome, einen Bachelor oder einen Master absolvieren, in die Führungsebene wechseln, sich zur Berufsbildnerin ausbilden lassen und vieles mehr. Diese Bandbreite hat mich persönlich sehr angesprochen.
Ich arbeitete zwei Jahre als Pflegehilfe und sieben Jahre als Dipl. Pflegefachfrau HF am Bett. Auch danach war es mir stets wichtig, als Teil vom Team auf der Station zu sein. In meiner jetzigen Funktion muss ich ebenfalls wissen, wovon ich rede: Nur so kann ich das Tagesgeschäft auf der Station steuern und gegebenenfalls eingreifen und optimieren. Ausserdem halte ich durch die Arbeit am Bett meine eigenen Fähigkeiten à jour.
Den direkten Patientenkontakt schätze ich damals wie heute am meisten: Er ist in meinen Augen das Herausforderndste, aber auch Lohnendste am Pflegeberuf. Der Mensch ist ein Individuum und ein Klinikaufenthalt eine Ausnahmesituation: Als Pflegefachkraft muss man sich auf unterschiedliche Charaktere und Verhaltensmuster einlassen können sowie stets empathisch und professionell handeln. Das ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch für die eigene persönliche Entwicklung sehr bereichernd.
Der Pflegeberuf lebt vom Kontakt mit den Menschen – und wo Menschen sind, bleiben spannende, berührende, traurige und lustige Geschichten selten fern. Wahrscheinlich könnte jede einzelne Pflegefachkraft ein ganzes Buch mit Anekdoten aus ihrem Arbeitsalltag füllen. Ehrlicherweise wüsste ich darum gar nicht, wo ich mit Erzählen anfangen soll. Meiner Meinung sagt das sehr viel darüber aus, wie schön und erfüllend dieser Beruf sein kann. Ich habe den Entscheid zur Zweitausbildung jedenfalls nie bereut.