Morbus Basedow stellt die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion dar und trifft vor allem Menschen im mittleren Lebensalter, wobei Frauen deutlich häufiger davon betroffen sind als Männer. Ihren Namen bekam diese Krankheit von Carl Adolph von Basedow, der Morbus Basedow als erster in deutscher Sprache beschrieben hat, wobei «Morbus» das lateinische Wort für «Krankheit» ist.
Morbus Basedow, auch die Basedowsche Krankheit genannt, ist – neben der Hashimoto-Thyreoiditis – die zweite sogenannte Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Sowohl im Fall von Morbus Basedow als auch im Fall von Hashimoto lösen spezifische Antikörper autoimmun bedingte Entzündungsprozesse im Körper aus. Das bedeutet, dass das Abwehrsystem des Körpers «irrtümlich» das Schilddrüsengewebe angreift.
Im Falle von Morbus Basedow bilden die Abwehrzellen des Körpers fälschlicherweise Abwehrstoffe, Antikörper, die sich dann an die Schilddrüsenzellen binden. Das hat zur Folge, dass die Drüse damit beginnt, verstärkt Schilddrüsenhormone zu produzieren. Eine Schilddrüsenüberfunktion, die sogenannte Hyperthyreose, ist die Folge – die Schilddrüse arbeitet plötzlich mehr, als sie eigentlich sollte.
Morbus Basedow macht sich vor allem durch die folgenden drei Symptome bemerkbar:
In der Medizin wird die Kombination dieser drei Symptome auch als «Merseburger Trias» bezeichnet; sie treten in dieser Form bei jedem zweiten Betroffenen beziehungsweise jeder zweiten Betroffenen auf.
Bei etwa 40 bis 60 Prozent aller Betroffenen tritt eine sogenannte endokrine Orbitopathie auf, im Volksmund auch Glubschauge genannt. Aufgrund des vermehrten Fettgewebes in der Augenhöhle und einer Verdickung der Augenmuskulatur wird der Augapfel nach vorne gedrückt und führt zum Bild des Glubschauges. Begleiterscheinungen sind erhebliche Kopfschmerzen, Druckgefühl hinter dem Auge, Lichtempfindlichkeit, Bindehautentzündung und Doppelbilder. Neben diesen unangenehmen Begleiterscheinungen bereitet den Betroffenen vor allem die entstellende Veränderung des Gesichts nicht selten erhebliche psychische Probleme.
Weitere Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion bei Morbus Basedow sind:
In seltenen Fällen berichten Patienten und Patientinnen Schwellungen im Bereich der Unterschenkel, der Hände und Füsse.
Ob und wann Morbus Basedow ausbricht, lässt sich nicht vorhersagen. So kommt es beispielsweise vor, dass der Krankheitsausbruch auf eine vorhergehende Virusinfektion oder eine schwere psychische Belastung zurückzuführen ist. In anderen Fällen erkranken vorab vollkommen gesunde Patienten und Patientinnen an der Basedowschen Krankheit. Darüber hinaus kann Morbus Basedow – genau wie Hashimoto – unter gewissen Umständen gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Morbus Addison, die Unterfunktion der Nebennieren, einer Typ-1-Diabetes (Zuckerkrankheit) oder einer Glutenunverträglichkeit, die sogenannte Zöliakie, auftreten.
Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin führt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, in dessen Rahmen die Erhebung der Krankengeschichte, die sogenannte Anamnese im Vordergrund steht. Danach wird eine körperliche Untersuchung mit Blutdruckmessung durchgeführt; ausserdem erfolgt eine eingehende Begutachtung der Augen, der Unterschenkel und der Hände.
Unabdingbar für die Morbus Basedow-Diagnose ist die Blutuntersuchung: Hierbei bestimmt der Arzt die Werte des Hypophysenhormons TSH, welches die Hormonproduktion in der Schilddrüse anregt, und die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Zusätzlich dazu wird die Blutprobe auf die – für die Basedowsche Krankheit typischen – Antikörper hin untersucht und der Arzt oder die Ärztin begutachtet die Schilddrüse mittels Ultraschalles (Sonografie).
Zunächst und für die Dauer von ungefähr einem Jahr, erhalten Patienten mit Morbus Basedow Medikamente zur Hemmung der Hormonproduktion in der Schilddrüse – die sogenannten Thyreostatika. Zusätzlich dazu werden anfänglich sogenannte Betablocker zur Linderung der Schilddrüsenüberfunktions-Symptome verabreicht.
Die gute Nachricht ist, dass bei circa der Hälfte der Patienten mit Morbus Basedow die Erkrankung nach etwa einjähriger Medikamentengabe ausgeheilt ist, weshalb dann von einer weiteren Thyreostatika-Einnahme abgesehen werden kann.
Besteht die Schilddrüsenüberfunktion allerdings über einen Zeitraum von anderthalb Jahren hinaus weiterhin fort oder treten die Symptome nach einer zunächst auftretenden Besserung erneut auf, dann empfiehlt es sich, die Schilddrüsenfunktion dauerhaft zu deaktivieren. Dies geschieht entweder mittels der sogenannten Radiojodtherapie oder durch operative Entfernung der Schilddrüse, zumeist des gesamten Organs. Eine Schilddrüsenoperation hat zu Folge, dass die Betroffenen hinterher ihr Leben lang die fehlenden Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten einnehmen müssen, die sogenannte Substitution.
Nach der Behandlung einer gutartigen Schilddrüsenerkrankung wie Morbus Basedow sind regelmässige ambulante Laborkontrollen und zusätzliche Kontrolluntersuchungen unerlässlich.
Schwangere Frauen, die an der Basedowschen Krankheit leiden, erhalten ebenfalls Thyreostatika, sofern ihre Schilddrüsenwerte erhöht sind, wobei engmaschige Kontrollen der Schilddrüsenwerte gerade in der Schwangerschaft enorm wichtig sind.
Im Vordergrund steht zunächst die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion. Diese kann medikamentös (Radiojodtherapie) oder operativ (Schilddrüsenverkleinerung) erfolgen. Wenn die Augenerkrankung unabhängig von der Schilddrüsenbehandlung fortschreitet, haben sich hoch dosierte Kortikosteroide (Kortison) bewährt. Diese Behandlung wirkt jedoch nur innerhalb des ersten Jahres der Erkrankung.
Als weitere Behandlungsmöglichkeit kann die Augenhöhle bestrahlt werden. Die Therapieresultate sind allerdings häufig sehr unterschiedlich, und auch diese Behandlung ist nur in der Frühphase wirksam. Wenn diese Therapien nicht zum erwarteten Erfolg führen, drängt sich ein operativer Eingriff auf. Die sog. transpalpebrale Orbitadekompression wird von Plastischen Chirurgen durchgeführt und sieht die Entfernung des angehäuften Fettgewebes in der Augenhöhle vor. Dies geschieht durch feine Schnitte am Ober- und Unterlid und führt zu einer Druckerleichterung des Augapfels. Häufig wird kurz darauf noch eine Oberlid- und Unterlidkorrektur zur Verkleinerung der erweiterten Lidspalte durchgeführt.