Der lateinische Begriff «Struma» bedeutet übersetzt so viel wie «Drüsenschwellung am Hals», «Geschwulst am Hals» oder auch «dicker Hals». Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Struma häufig als «Kropf» bezeichnet. Unter einer Struma versteht die Medizin eine vergrösserte Schilddrüse, in der Fachsprache Thyroidea, wobei dabei entweder die gesamte Schilddrüse grösser als normal ist oder sich ein oder mehrere Knoten an der Schilddrüse bilden. Häufig ist eine Struma auf einen Jodmangel zurückzuführen.
Wächst das Organ oder bildet es Knoten, ist das zumeist ein Zeichen dafür, dass es versucht, einen Jodmangel auszugleichen – denn ohne dieses sogenannte Spurenelement produziert die Schilddrüse keine lebenswichtigen Hormone.
Eine vergrösserte Schilddrüse in Form einer Struma tritt bei ungefähr einem Drittel der Bevölkerung auf, wobei Frauen etwa vier- bis fünfmal häufiger an dieser Krankheit leiden als Männer. Früher war das Kropfleiden aufgrund der Jodarmut in unserer Nahrung sehr häufig. In den vergangenen Jahren wurde erfolgreich versucht, die Jodversorgung insgesamt zu verbessern, was dazu geführt hat, dass nur noch selten Kröpfe bei Neugeborenen diagnostiziert werden und auch Schulkinder heute weitgehend gesunde Schilddrüsen haben.
Eine kleine Struma bemerkt der Betroffene beziehungsweise die Betroffene oft nicht, denn sie verursacht weder Schmerzen noch ist sie sicht- oder tastbar oder schränkt den Patienten oder die Patientin in irgendeiner Form ein.
Wächst der Kropf jedoch, so kann dies zu lokalen Beschwerden wie einem Druck- oder Engegefühl im Halsbereich oder zum sogenannten Räusperzwang führen. Manche Patienten haben das Gefühl, permanent eine Art «Kloss im Hals» zu haben – andere wiederum bemerken das Wachstum ihrer Schilddrüse erst an der veränderten Kragenweite beim Kleiderkauf.
Drückt die vergrösserte Schilddrüse zudem auf die Speiseröhre, können Schluckbeschwerden auftreten. Presst die Schilddrüse die Luftröhre zusammen, kann das Atembeschwerden hervorrufen, welche sich durch ein lautes Atemgeräusch bemerkbar machen. In der Folge beginnen die Patienten, unter Luftnot bei Belastung oder bei bestimmten Bewegungen des Kopfes zu leiden.
Wächst die Struma hinter das Brustbein, so können dadurch die Atmung sowie das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt werden. Darüber hinaus kann ein sehr grosser Kropf auf die Stimmbandnerven, die Speiseröhre oder auch die Blutgefässe drücken und dadurch Heiserkeit, Schluckstörungen oder sogar einen Blutstau im Kopf verursachen.
Ein Kropf lässt sich in der Regel auf diverse Ursachen zurückführen – in den meisten Fällen wird er jedoch durch Jodmangel hervorgerufen. Weil Jod elementarer Bestandteil des Schilddrüsenhormons ist, führt ein Jodmangel zu einem Mangel an effektivem Schilddrüsenhormon im Körper. Als Folge des Jodmangels vermehren sich die Schilddrüsenzellen und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) schüttet vermehrt das die Schilddrüse stimulierende Hormon TSH aus, um die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 anzuregen. Dies führt wiederum dazu, dass sich die Schilddrüsenzellen vergrössern. Zudem bilden sich neue Blutgefässe und neues Bindegewebe. Auf diese Weise versucht die Schilddrüse, den Jodmangel auszugleichen und das vorhandene Jod so effektiv wie nur möglich zu verwerten. Gleichzeitig nimmt die Schilddrüse jedoch an Grösse zu und es bildet sich eine Struma.
Weitere Ursachen für einen Kropf können ausserdem sein:
Eine Struma wird häufig per Zufallsbefund im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt, da Patienten oder Patientinnen selten mit einem immer grösser werdenden Kropf zum Arzt oder zur Ärztin kommen. Wer bei sich selbst eine Veränderung im Bereich der Schilddrüse entdeckt, sollte in jedem Fall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Diese haben die Möglichkeit, anhand geeigneter Untersuchungsmethoden schwerwiegende Erkrankungen auszuschliessen oder die fachgemässe Therapie einzuleiten und Symptome wie Schluckbeschwerden oder Atemprobleme zu beheben.
Bei Verdacht auf einen Kropf sollten Betroffene einen Spezialisten für Hormonkrankheiten, den sogenannten Endokrinologen, aufsuchen. Dieser klärt zunächst ab, ob der Patient ausreichend jodhaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt und wie sein Hormonstatus aussieht. Ausserdem führt er diverse Untersuchungen durch, darunter eine Sonografie (Ultraschall). Dies ermöglicht, die Lage, Form und Grösse der Drüse sichtbar zu machen und die Gewebestruktur der Schilddrüse zu betrachten. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Zysten erkennen (diese erscheinen im Ultraschall heller, Knoten dagegen dunkler).
Kommen im Zuge der Ultraschalluntersuchung Knoten zum Vorschein, wird eine nuklearmedizinische Untersuchung (Szintigrafie) angeordnet und gegebenenfalls mit einer feinen Nadel eine Gewebeprobe aus der Schilddrüse entnommen (Feinnadelbiopsie oder FNB), um auszuschliessen, dass es sich bei dem / den Knoten um ein bösartiges Schilddrüsenkarzinom handelt.
Wurde eine Struma aufgrund von Jodmangel diagnostiziert, stehen grundsätzlich drei Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl:
Besteht eine Struma bereits über einen längeren Zeitraum, lässt sie sich mit Medikamenten häufig nicht mehr behandeln, weshalb der Arzt hier im Normalfall eine Operation vorschlagen wird. Dabei wird in der Regel lediglich ein Teil der Schilddrüse entfernt, damit im besten Fall ein ausreichend grosses und funktionierendes Stück des Organs bestehen und dem Patienten somit die lebenslange Einnahme der Schilddrüsenhormone erspart bleiben kann. Muss die Schilddrüse jedoch vollständig entfernt werden, bedeutet das für den Patienten die Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform – und zwar für den Rest seines Lebens.
Auf die nuklearmedizinische Radiojodtherapie wird dann zurückgegriffen, wenn die Struma nach medikamentöser Behandlung immer wieder auftritt oder ein erhöhtes Operationsrisiko gegeben ist. Im Zuge einer Radiojodtherapie wird dem Patienten ein radioaktives Jod-Isotop verabreicht, welches sich in der Schilddrüse ansammelt, dort das Gewebe teilweise schädigt und so das Volumen des Organs um bis zu 50 Prozent verringert.
Für Menschen mit einer Struma gibt es einige Verhaltensregeln, welche sie grundsätzlich im Hinterkopf behalten sollten, wobei diese Regeln eigentlich auch bei Menschen ohne Struma-Diagnose Anwendung finden sollten:
Wurde operativ mehr oder weniger viel Schilddrüsengewebe entfernt, so hat dies Einfluss auf das hormonelle Gleichgewicht des menschlichen Körpers: Je mehr Schilddrüsengewebe entfernt wird, desto ausgeprägter ist der Abfall des Hormonspiegels. Umgekehrt hat eine minimale Gewebeentnahme zwar eine geringere hormonelle Veränderung zur Folge, allerdings ist das Risiko für eine erneute Vergrösserung der Schilddrüse umso höher.
Erklärte Ziele der Nachsorge im Zuge einer Schilddrüsenoperation sind daher die optimale (medikamentöse) Einstellung der Schilddrüsenhormone einerseits und die bestmögliche Vorbeugung von Krankheitsrückfällen, die sogenannte Rezidivprophylaxe, andererseits. Welche Medikamente verabreicht werden, richtet sich dabei in der Hauptsache nach der Grösse der verbliebenen Schilddrüse. Musste die Schilddrüse vollständig operativ entfernt werden, folgt eine lebenslange Hormonersatztherapie unter Gabe von Thyroxin.
Die Schilddrüse benötigt Jod, um die Hormone T3 und T4 herzustellen. Deshalb ist es wichtig, dass Jod regelmässig mit der Nahrung aufgenommen wird. Der tägliche Bedarf eines Erwachsenen liegt bei 180 bis 200 Mikrogramm. Menschen, die sich überwiegend von jodarmen Produkten ernähren, sollten einen allfälligen Mangel durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz ausgleichen.
Die Weltgesundheitsorganisation (kurz: WHO) gliedert die Struma-Grössen wie folgt:
Ein Kropf lässt sich nicht lediglich anhand seiner Grösse, sondern auch in Bezug auf andere Kriterien einteilen: