Bei Menschen, die an einer Schilddrüsenunterfunktion, medizinischer Fachbegriff Hypothyreose leiden, produziert die Schilddrüse zu kleine Mengen der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese Unterproduktion der Schilddrüsenhormone verlangsamt die Stoffwechselprozesse im Körper und verringert die Leistungsfähigkeit des Patienten oder der Patientin.
Frauen erkranken im Durchschnitt häufiger an einer Schilddrüsenunterfunktion als Männer, wobei die Krankheit vermehrt im Alter zwischen 40 und 60 Jahren diagnostiziert wird und die Zahl der Erkrankungen mit zunehmendem Lebensalter steigt.
Die Schilddrüsenunterfunktion gehört neben der Bildung eines Kropfes, auch Struma genannt und der Schilddrüsenüberfunktion zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse.
Eine Schilddrüsenunterfunktion macht sich mittels zahlreicher – zum Teil starker – Symptome bemerkbar. Zu diesen zählen unter anderem:
Dabei ist zu beachten, dass gerade bei älteren Menschen oft einzig die folgenden Symptome beobachtet werden: Kälteempfindlichkeit, Depression und/oder Leistungsschwäche, was die Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion häufig erschwert, da zunächst von Alterserscheinungen oder anderen Erkrankungen wie eine beginnende Demenz ausgegangen wird.
Ursächlich für eine Unterfunktion der Schilddrüse können Störungen in der Funktion der Schilddrüse selbst, eine gestörte TSH-Produktion in der Hypophyse oder eine nicht ausreichende Ausschüttung des Hypothalamus-Hormons sein. Aus diesem Grund müssen die unterschiedlichen Formen der Schilddrüsenunterfunktion differenziert betrachtet werden:
Besteht der Verdacht auf Vorliegen einer Schilddrüsenunterfunktion, wird der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten oder der Patientin erheben, Fragen zu eventuellen Schilddrüsenerkrankungen in der Familie stellen und Fragen zum Auftreten der für diese Krankheit typischen Symptome stellen.
Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem der Hals abgetastet wird und die Beschaffenheit der Haut kontrolliert wird. Im Anschluss erfolgt in der Regel eine Blutuntersuchung, mit dem Ziel, den TSH-Wert zu ermitteln, welcher bei Vorliegen einer Unterfunktion der Schilddrüse in den meisten Fällen erhöht ist. Zudem wird der T4-Wert im Blut bestimmt – ist dieser niedrig, ist eine manifeste, also eine deutlich erkennbare, Schilddrüsenunterfunktion gegeben.
Ausserdem können folgende Untersuchungen angeordnet werden:
Der Hormonmangel, der aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion auftritt, kann im ersten Schritt mit der Einnahme von Hormontabletten mit dem Wirkstoff L-Thyroxin reguliert werden. Diese müssen allerdings ein Leben lang vom Patienten eingenommen werden. L-Thyroxin ist ein sogenanntes synthetisches Hormon, das wie das natürliche Schilddrüsenhormon T4 wirkt und im Körper teilweise in das Schilddrüsenhormon T3 umgewandelt wird.
Die Behandlung mit L-Thyroxin wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und dann Schritt für Schritt gesteigert, bis die für den jeweiligen Patienten optimale individuelle Dosis erreicht ist.
Ältere Menschen, bei denen eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert wurde, benötigen eine geringere Menge L-Thyroxin, da sich ihr Hormonhaushalt von dem jüngerer Menschen unterscheidet.
Wie viel L-Thyroxin ein Patient schlussendlich täglich einnehmen muss, richtet sich nach dem sogenannten basalen TSH-Wert sowie nach dem subjektiven Wohlbefinden des Patienten. Der Arzt kontrolliert den TSH-Blutwert frühestens acht Wochen nach Therapiebeginn beziehungsweise nach jeder Anpassung der verabreichten Dosis. Ist die richtige Dosis erreicht, erfolgt die Kontrolle der Blutwerte in der Regel zunächst nur noch halbjährlich und später jährlich.
Bei Vorliegen einer latenten, auch verborgenen, Unterfunktion der Schilddrüse ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 (noch) nicht erniedrigt, nur der sogenannte TSH-Wert, ein wichtiger Schilddrüsenwert, der Hinweise auf den Zustand der Schilddrüse gibt und anzeigt, ob sie in ausreichendem Masse Hormone produziert, ist erhöht. Deshalb treten Symptome wie Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Müdigkeit oder ähnliches hier nicht beziehungsweise lediglich in geringer Ausprägung auf.
Babys, welche mit einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion zur Welt kommen, zeigen direkt nach der Geburt die für diese Krankheit typischen Symptome. Das heisst, sie bewegen sich kaum, trinken nicht und weisen schwache Muskelreflexe auf.
Da es im weiteren Verlauf zu Wachstumsverzögerungen, einer verlangsamten geistigen Entwicklung und einer Sprachentwicklungs-Störung kommen kann, ist es wichtig, dass der Hormonmangel unverzüglich entsprechend behandelt wird.
Wird eine Frau, die bereits an einer Unterfunktion der Schilddrüse leidet, schwanger, ist es in ihrem Fall noch viel wichtiger, dass die Hypothyreose in regelmässigen Abständen kontrolliert wird, weil der Körper in dieser Zeit mehr Schilddrüsenhormone braucht.
Aus diesem Grund wird werdenden Müttern mit Schilddrüsenunterfunktion eine erhöhte L-Thyroxin-Dosis verabreicht, da ansonsten schlimmstenfalls eine Fehl- oder Frühgeburt droht.
Zudem kann das vorzeitige Absetzen der L-Thyroxin-Tabletten zu körperlichen und geistigen Schäden beim Ungeborenen führen, weil die kindliche Schilddrüse erst ab der zwölften Schwangerschaftswoche damit beginnt, selbst Thyroxin (T4) zu produzieren.