Der 4. März ist der Welttag der Adipositas. Zu diesem Anlass haben wir mit Maya Gianadda, Leiterin der Ernährungsberatung, und Dr. Raffaela Morard Passera vom Centre Obésité Valère über das Thema «Stoffwechsel und Chirurgie» gesprochen.
Dr. Raffaela Morard Passera: Adipositas wird als übermässige Körperfettmasse definiert, die schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Der am häufigsten verwendete Indikator zur Diagnose von Adipositas ist der Body-Mass-Index (BMI): Gewicht (kg)/Grösse² (m²). Die WHO-Klassifizierung des BMI lautet wie folgt:
Adipositas kann auch durch andere Messungen wie den Taillenumfang oder die Körperzusammensetzung (Fettmasse vs. Muskelmasse) bewertet werden. Sie wird von mehreren Gesundheitsorganisationen als chronische Krankheit anerkannt, von der Weltgesundheitsorganisation seit 2008 .
Dr. Raffaela Morard Passera: Adipositas wird als Krankheit angesehen, da sie mit einem erhöhten Risiko für andere Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, bestimmte Krebsarten oder Schlafapnoe verbunden ist. Diese Krankheiten werden als Komorbiditäten bezeichnet, wenn sie mit Adipositas zusammenhängen. Dadurch hat Adipositas Einfluss auf die Lebensqualität, insbesondere Schlaf, Mobilität oder die psychische Verfassung.
Maya Gianadda: Tatsächlich kann durch eine Gewichtsabnahme – selbst wenn nur moderat – die mit Adipositas verbundenen Begleiterkrankungen deutlich reduziert und die Gesundheit verbessert werden.
Eine Gewichtsabnahme von beispielsweise -5% bis -10% verbessert die Insulinsensitivität und kann bei manchen Menschen somit Typ-2-Diabetes reduzieren – vorausgesetzt, es kommt zu keinem «Jo-Jo-Effekt», den ich später näher erläutern werde. Der «Jo-Jo-Effekt» ist oft mit restriktiven Diäten verbunden und kann die Fettleibigkeit verstärken. Werden bei der Gewichtsabnahme aber auch die notwendigen Lebensstilveränderungen durchgesetzt, kann der Gewichtsverlust langfristig aufrechterhalten werden.
Maya Gianadda: Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Einfach ausgedrückt könnte man eine stets reichhaltigere und hochverarbeitete Ernährung in Verbindung mit Bewegungsmangel dafür verantwortlich machen. Weitere Faktoren wie Stress, Müdigkeit oder Depressionen führen oft dazu, dass wir mehr essen. Auch unsere Umgebung bietet nicht unbedingt die Voraussetzungen für eine gesunde Ernährung. Wir leben also grundsätzlich in einer Welt, die Übergewicht fördert! Allerdings sind nicht alle Menschen gleich: Neben den genannten Einflüssen spielen auch hormonelle und genetische Faktoren eine Rolle. Bestimmte benachteiligte Gesellschaftsschichten sind ebenfalls stärker betroffen. Mit anderen Worten: Man gerät auf vielfältige Weise in die Adipositas-Falle und es ist eine Herausforderung, sich zu befreien.
Maya Gianadda: Weil Abnehmen nicht nur eine Frage des Willens ist. Oft werden Übergewichtige stigmatisiert, weil sie sich angeblich nicht genug bewegen und zu viel essen. Tatsächlich leiden stark übergewichtige Menschen unter einer Dysregulation des Sättigungs- und Hungergefühls. Einige Patienten äussern, dass sie immer oder immer mehr Hunger verspüren. Eigentlich sollten die Hormone, die den Hunger regulieren, bei Adipositas den Hunger blockieren. Leider können diese appetitzügelnden Hormone bei Adipositas nicht mehr richtig funktionieren. Das System läuft aus dem Ruder und die Falle schnappt zu.
Dr. Raffaela Morard Passera: Eine dauerhafte und gesunde Gewichtsabnahme basiert auf Veränderungen der Ess- und Bewegungsgewohnheiten, die fast immer mit einer Anpassung der Hungerregulation einhergehen.
Mit anderen Worten: Es ist notwendig, die Fettleibigkeit gleichzeitig mit mehreren Waffen und langfristig zu bekämpfen. Diätetik, psychologische Unterstützung, Chirurgie und einige neuere Medikamente sind Teil dieses Anti-Adipositas-Arsenals. Daher sind viele Fachleute und Kompetenzen in einem interdisziplinären Ansatz erforderlich.
Der BMI-Rechner ist ein von der WHO festgelegter Index und kann ein Indiz für Adipositas sein. Der BMI gibt Auskunft über das Verhältnis von Körpergrösse und -gewicht, weiterhin spielt auch das Alter eine Rolle bei der Errechnung. Er wird errechnet, indem das Gewicht durch die Körpergrösse im Quadrat geteilt wird. Der Body Mass Index (BMI) oder Körpermassenindex (KMI) bewegt sich auf einer Skala von 18.5 (Untergewicht) bis zu über 40 (Übergewicht Grad 3).
Berechnen Sie direkt Ihren persönlichen BMI hier und finden Sie heraus, in welchem Bereich Sie sich befinden.
Body-Mass-Index-Rechner
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