Grüner Star (Glaukom)

Mit dem Alter lässt bei vielen Menschen das Sehvermögen nach. Hinzu kommt, dass häufig Augenerkrankungen auftreten, die das Sehen erschweren und sogar eine Erblindung zur Folge haben können. Zu diesen Augenerkrankungen zählt auch der Grüne Star, das sogenannte Glaukom.

Der Begriff «Glaukom» fasst unterschiedliche Augenerkrankungen, bei denen jeweils der Sehnerv geschädigt wird, zusammen. Dies führt dazu, dass das Gesichtsfeld, der Sehbereich, den man wahrnehmen kann, ohne die Augen zu bewegen, zunächst – meist unbemerkt – immer grössere Lücken aufweist. In den fortgeschrittenen Stadien des Glaukoms nimmt dann auch die Sehschärfe ab.

Symptome

Menschen mit einem Glaukom können bestimmte Sehbereiche nicht mehr beziehungsweise nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Es entstehen die sogenannten «blinden Flecken», meist neben der Stelle des schärfsten Sehens, die sogenannte «Makula», ein Bereich in der Mitte der Netzhaut, in dem die Sehzellen besonders dicht angeordnet sind; Makula = lateinisch von «macula lutea» oder «gelber Fleck» und bis zu den Rändern des Gesichtsfelds. Da das zentrale Sehen zunächst nicht beeinträchtigt ist, fallen den Betroffenen die Einschränkungen ihres Gesichtsfelds häufig nicht gleich auf.

Die «blinden Flecken» können im Laufe der Zeit allerdings dazu führen, dass es den Betroffenen zusehends schwerer fällt, sich im Alltag zu orientieren. Beim Geradeaussehen lassen sich die Dinge direkt vor einem nach wie vor klar erkennen – alles, was sich jedoch links und rechts abspielt, ist nur unscharf erkennbar. Und auch die Anpassung der Augen an unterschiedliche Lichterverhältnisse kann beeinträchtigt sein, sodass man plötzlich Sehschwierigkeiten hat, wenn man vom Hellen ins Dunkle tritt. Ausserdem wird das richtige Einschätzen von Hindernissen wie Treppenstufen oder Bordsteinkanten zu einer Herausforderung, was bei den Betroffenen häufig zu grossen Unsicherheiten und einer erhöhten Sturzgefahr führt.

Das sogenannte Engwinkelglaukom kann darüber hinaus zu einem sogenannten Glaukomanfall führen. Dabei kommt es zu einer raschen und starken Erhöhung des Augeninnendrucks, was zu Beschwerden wie akuten Sehstörungen, Augenrötungen, heftigen Kopf- und Augenschmerzen oder Übelkeit führen kann.

Ursachen

Häufigste Ursache für ein Glaukom ist ein zu hoher Augeninnendruck. Der Augeninnendruck entsteht in den Augenkammern zwischen Hornhaut und Linse. In den Augenkammern befindet sich eine Flüssigkeit, das sogenannte Kammerwasser, das im Auge selbst gebildet wird. Es fliesst kontinuierlich von der hinteren in die vordere Augenkammer und von dort durch einen sehr feinen Kanal wieder heraus. Dieser Kreislauf sorgt für einen konstanten Druck im gesunden Auge.

Kann das Kammerwassers nicht mehr ordnungsgemäss abfliessen, dann staut es sich, was eine Erhöhung des Augeninnendrucks zur Folge hat. Dieser Vorgang belastet den Sehnerv und es besteht die Gefahr, dass Nervenzellen absterben. Die Widerstandsfähigkeit des Sehnervs bestimmt, ob die Erhöhung des Augeninnendrucks zu Schäden führt oder nicht.

Glücklicherweise ist der Sehnerv nur bei einem Teil der Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck so anfällig, dass es zu einer Schädigung kommt. Fliesst allerdings gar kein Kammerwasser mehr ab, steigt der Augeninnendruck ganz plötzlich übermässig an; Grund ist, dass der Abfluss des Kammerwassers in derartigen Fällen vollständig blockiert ist, sogenanntes Engwinkelglaukom.

Der Augeninnendruck wird in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) gemessen – hierbei handelt es sich um die gleiche Messeinheit, die auch bei einer Blutdruckmessung zugrunde gelegt wird. Der «gesunde» Augeninnendruck bewegt sich zwischen 10 und 21 mmHg. Allerdings liegt der Augeninnendruck beim Grünen Star nicht immer über den Normalwerten. So kann zwar bei fast der Hälfte aller an einem Glaukom erkrankten Menschen eine Schädigung des Sehnervs nachgewiesen werden, jedoch kein erhöhter Augeninnendruck. In der Medizin wird diese Form des Glaukoms als «Normaldruckglaukom» bezeichnet, weil man davon ausgeht, dass für die Betroffenen bereits der normale Augeninnendruck zu hoch ist.

Auch die mangelhafte Durchblutung des Sehnervs kann ursächlich für die Entstehung eines Glaukoms sein. In diesem Fall werden die Nervenzellen nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Des Weiteren kann ein Glaukom auch als Folge von Entzündungen, Verletzungen und Gefässerkrankungen auftreten. In diesem Fall sprechen die Fachleute von einem sogenannten sekundären Glaukom. Und ganz selten kommt es sogar vor, dass ein Glaukom angeboren ist.

Zudem erhöhen ein höheres Lebensalter, eine familiäre Vorbelastung, starke Kurzsichtigkeit sowie Diabetes (Zuckerkrankheit) das Risiko einer Glaukomerkrankung.

Diagnose

Bei etwa vier von 100 Menschen im Alter von über 40 Jahre wird ein erhöhter Augeninnendruck festgestellt. Bei etwa zehn von 100 Menschen mit einem erhöhten Augeninnendruck kommt es innerhalb von fünf Jahren zu Sehverlusten, was bedeutet, dass nur wenige dieser Menschen auch tatsächlich ein Glaukom entwickeln. Das Risiko, an Grünem Star zu erkranken, hängt unter anderem von der Hornhautdicke und der Höhe des Augeninnendrucks ab. Umgekehrt bedeutet das also, dass Menschen mit einem sehr hohen Augeninnendruck ein deutlich höheres Risiko in sich tragen, an einem Glaukom zu erkranken, als Menschen mit einem leicht erhöhten Augeninnendruck.

Wichtig zu wissen ist, dass Augenärzte und Augenärztinnen heutzutage ein Glaukom auch dann schon diagnostizieren können, obwohl noch keinerlei Symptome aufgetreten sind. Für Sie als Patient oder Patientin bedeutet das, dass Sie Ihren Augeninnendruck in regelmässigen Abständen messen lassen sollten – empfohlen ist, dass sich Menschen ab 40 Jahren alle zwei Jahre einer Glaukom-Früherkennung unterziehen und Menschen ab 60 Jahren sogar alle ein bis zwei Jahre.

Im Rahmen der ärztlichen Kontrolle fragt der Augenarzt oder die Augenärztin zunächst nach dem Vorliegen möglicher Symptome und untersucht das Auge. Mit einem speziellen Instrument, dem sogenannten Ophthalmoskop, kann der Arzt/die Ärztin das Augeninnere prüfen und dabei mögliche Schäden am Sehnerv ausmachen. Zusätzlich dazu wird der Augeninnendruck gemessen, meist unter Anwendung der sogenannten Applanations-Tonometrie. Bei dieser Untersuchung wird das Auge mit einem Tropfen Flüssigkeit betäubt und anschliessend ein kleiner Messkolben auf die Hornhaut aufgesetzt.

Besteht ein Verdacht auf ein Glaukom, vermisst der Augenarzt beziehungsweise die Augenärztin zusätzlich das Gesichtsfeld. Damit lässt sich feststellen, ob bestimmte Sehbereiche eingeschränkt und bereits blinde Stellen entstanden sind.

Behandlungen

Konservative Therapien

Die langfristige Senkung des Augeninnendrucks kann helfen, den schleichenden Sehverlust zu verzögern oder aufzuhalten. Vollständig heilbar ist ein Glaukom jedoch nicht, da bereits entstandene Schäden am Sehnerv irreversibel sind. Meist wird der Augeninnendruck bei einem Glaukom mithilfe von Augentropfen behandelt. Je nach Präparat wendet man sie einmal oder mehrmals täglich an.

Wichtig sind zudem regelmässige Kontrolluntersuchungen in der Augenarztpraxis. Diese werden etwa ein- bis dreimal jährlich angeboten, je nachdem, wie weit der Grüne Star bereits fortgeschritten ist.

Laserbehandlung oder Operation

Sollten die verschriebenen Medikamente nicht mehr ausreichen oder schlecht vertragen werden, kommen ein Eingriff mittels Lasertechnik oder eine Operation, die sogenannte mikroinvasive Glaukomchirurgi, infrage.

Sollte bei Ihnen eine Glaukom-Operation von Nöten sein, wird Ihnen Ihr Augenarzt diejenige Operationsmethode vorschlagen, die seiner Einschätzung nach am besten geeignet ist, Ihr Sehvermögen so lange wie möglich zu erhalten und der aktuellen Situation am besten gerecht zu werden. Dabei kann eine Operation des Grünen Stars diesen weder beseitigen noch die Sehfunktion verbessern. Das Ziel der mikroinvasiven Glaukomchirurgie ist die Senkung des Augeninnendrucks durch Schaffung eines alternativen Drainagekanals, um so das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder sogar zum Stillstand zu bringen.

Operative Behandlungen

  1. Bei der sogenannten Filtrationschirurgie wird eine Drainage zwischen der Vorderkammer des Auges und dem skleralen, von Sklera = Lederhaut; diese umhüllt den Augapfel bis zum Rand der Hornhaut oder subkonjunktivalen Raum, das heißt unterhalb der Bindehaut (Konjunktiva) gelegt. In bestimmten Fällen kann der Einsatz von mechanischen Vorrichtungen, also von Implantaten, oder von chemischen Mitteln zur Erleichterung der Filtration erforderlich sein. Im Rahmen der Filtrationschirurgie stehen dem Operateur wiederum zwei Verfahren zur Verfügung, um den Augeninnendruck zu senken: Bei der sogenannten Trabekulektomie wird eine Aussparung in das Trabekelwerk, ein Teil des Augenkammerwinkels und der Hauptabfluss für das Kammerwasser des Auges; es besteht aus lockerem Gewebe, das – unter dem Mikroskop betrachtet – wie ein Schwamm aussieht, geschnitten, was die Eröffnung des Auges während des Eingriffs erfordert. Bei der sogenannten Sklerektomie wird hingegen die Außenwand des Auges in einem umschriebenen «Fensterbereich» – nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe des Auges – ausgedünnt, sodass das Kammerwasser über die nur noch hauchdünne Membran leichter aus dem Auge abfließen kann.

  2. Operation mit Baerveldt-Implantat: Hier wird die Sklera, also die Lederhaut, des Auges geöffnet, um dort ein sogenanntes Baerveldt-Implantat einzusetzen. Bei einem Baerveldt-Implantat handelt es sich um einen Silikonschlauch, mit dem Augenwasser von der Vorderkammer, der Teil des Auges zwischen der Hornhaut und der Iris, in die Augenhöhle hinter dem Auge abgeleitet werden kann. Der Schlauch ist mit einer, ebenfalls aus Silikon bestehenden, Fussplatte verbunden, die so gekrümmt ist, dass sie leicht auf den Augapfel aufgesetzt werden kann. Diese Fussplatte wird hinter dem Auge befestigt. Auf diese Weise kann Augenwasser in die Augenhöhle abgeleitet werden und der Augeninnendruck gesenkt werden.
     
  3. Die dritte Möglichkeit bedient sich ebenfalls eines Implantats, und zwar dem sogenannten EyeWatch-System, also dem weltweit ersten einstellbaren System zur Behandlung des Glaukoms. Das System funktioniert als nicht-invasiv regelbarer Schalter. Das EyeWatch-Implantat ist dabei das Herzstück. Dabei handelt es sich um eine mikroskopisch kleine Vorrichtung, die direkt in das Auge implantiert werden kann. Sie ist mit einem winzig kleinen Wasserhahn mit Fernregelung durch eine Magnetplatte vergleichbar. Bei der Behandlung des refraktären (unbeeinflussbar, unempfindlich) Glaukoms kann damit die Flüssigkeitsmenge in dem von dem Glaukom betroffenen Auge kontrolliert werden.

Zu beachten: Ein Glaukomanfall muss schnell behandelt werden, um eine Schädigung des Sehnervs zu vermeiden. Deshalb ist es wichtig, bei Beschwerden wie akuten Sehstörungen und Augenschmerzen sofort eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufzusuchen.

Nachbehandlung

Auch bei einer ambulanten Operation bleiben Sie nach dem Eingriff noch für einige Zeit unter Beobachtung – so lange, bis Sie sich fit genug für den Heimweg fühlen. Sie dürfen am Tag des Eingriffs nicht selbst Auto fahren und sollten sich auch nicht ohne Begleitung mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg nach Hause machen. Lassen Sie sich von Angehörigen oder Freunden abholen oder nehmen Sie ein Taxi nach Hause.

Für die erste Zeit nach dem Eingriff verschreibt Ihnen Ihr Arzt Tropfen und Salben, die Sie genau nach Vorschrift anwenden sollten. Eventuell wird er Ihnen auch ein Schmerzmittel für die ersten Tage nach der Operation verschreiben. Ebenso wird er mit Ihnen festlegen, in welchen Abständen Kontrolltermine nötig sind.

FAQ

Was ist der Grüne Star?

Der Begriff «Glaukom», oder eben auch «Grüner Star», fasst unterschiedliche Augenerkrankungen, bei denen jeweils der Sehnerv (lateinisch: Nervus opticus) geschädigt wird, zusammen. Dies führt dazu, dass das Gesichtsfeld, also der Sehbereich, den man wahrnehmen kann, ohne die Augen zu bewegen, zunächst – meist unbemerkt – immer grössere Lücken aufweist. In den fortgeschrittenen Stadien des Glaukoms nimmt dann auch die Sehschärfe ab.

Der erhöhte Augeninnendruck bildet dabei das häufigste Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms. Da der Grüne Star schwerwiegende Folgen für das Sehvermögen eines Menschen haben kann, ist die Früherkennung des Glaukoms durch die regelmässige Messung des Augeninnendruckes eine wichtige Massnahme zur Prävention der Erblindung.

Kann der Grüne Star zur vollständigen Erblindung führen?

Der Grüne Star schädigt leider häufig unbemerkt den Sehnerv und damit auch die Netzhaut, wodurch das Sehvermögen auf Dauer nachlässt – bis hin zur Erblindung. Der Sehverlust bei einem Glaukom entwickelt sich dabei schleichend und meist über Jahre.

Für wen besteht ein höheres Risiko, an einem Glaukom zu erkranken?

  • Für Menschen über 40
  • Für Menschen, deren Familienangehörige ein Glaukom haben
  • Für Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck
  • Für Weitsichtige oder Kurzsichtige
  • Für Menschen mit einer Augenverletzung
  • Für Menschen mit dünner Hornhaut
  • Für Menschen, die an Diabetes, Migräne, Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen leiden

Welche Symptome weisen auf einen Grünen Star hin?

Anfangs weisen Menschen, die an einem Glaukom erkrankt sind, meist keine Symptome auf. Im fortgeschrittenen Stadium macht sich die Krankheit durch Gesichtsfeldausfälle, Augenschmerzen und/oder Kopfschmerzen bemerkbar. Beim akuten Glaukom (also einem Glaukomanfall) treten Symptome wie plötzliche Sehstörungen, ein sehr harter Augapfel, starke Kopf- und Augenschmerzen und Übelkeit auf.

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