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01.11.2024

Urologische Untersuchungen: ein Tabuthema?

Interview mit Dr. Sergej Staubli

Urologische Themen sind zu Unrecht geprägt von Scham und falschen Vorstellungen. Urologe Dr. Sergej Staubli spricht im Interview über Gründe, die Männer vom Arztbesuch abhalten, und wie die jährliche Movember-Kampagne hilft, über Themen wie Prostatabeschwerden und Erektionsstörungen zu sprechen. Auch erklärt er, wie eine urologische Untersuchung tatsächlich abläuft: empathisch, informativ und schmerzfrei.

Sind urologische Themen in unserer Gesellschaft ein Tabuthema?

Dr. Staubli: Leider sind urologische Themen bei vielen Männern mit Scham und Angst verbunden. Dadurch, dass Themen rund im die männliche Genitalien sowie rund um die männliche Sexualfunktion tabuisiert werden, ist die Hemmschwelle für einen urologischen Besuch zusätzlich erhöht. Frauen sind seit der Pubertät gewohnt, regelmässige gynäkologische Kontrollen durchführen zu lassen. Bei Männern ist der erste Besuch beim Urologen in der Regel erst im fortgeschrittenem Alter, was den ersten Schritt zum Urologen zusätzlich erschwert.

Welche Rolle spielt die Aufklärung bei der Überwindung von Vorurteilen gegenüber urologischen Untersuchungen?

Dr. Staubli: Häufig höre ich: «Es war ja gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe.» In diesen Momenten wird mir bewusst, dass ein urologischer Untersuch in vielen Köpfen mit unangenehmen Gefühlen assoziiert wird. Dass ein Besuch beim Urologen empathisch, informativ und angenehm ist, sollte unbedingt bekannt werden.

Spüren Sie in Ihrer Praxis einen positiven Effekt der alljährlichen Movember-Kampagne?

Dr. Staubli: Dank der Movember-Kampagne wird die Urologie zum Thema. Nur wenn offen über Themen wie Miktionsprobleme, Erektionsstörung, Prostatabeschwerden, Fertilität und mentale Gesundheit gesprochen werden, kann die Hemmung einer Abklärung und Therapie gesenkt werden.

Was sind die häufigsten Missverständnisse, die Sie bei Ihren männlichen Patienten in Bezug auf ihre Gesundheit und die anstehende Untersuchung feststellen?

Dr. Staubli: Nur, dass das Kopfkino vorher viel dramatischer ist, und der Untersuch im Nachhinein als harmlos und angenehm empfunden wird.

Movember: Gesundheit ist Männersache

Seit 20 Jahren sensibilisiert die Movember-Kampagne im zweitletzten Monat des Jahres für Männergesundheit, von psychischer Gesundheit und Suizidprävention bis hin zu Prostata- und Hodenkrebs. Der Movember betrifft jedoch nicht nur alle biologischen Männer, sondern auch deren Familien, Freundeskreise und den Arbeitsplatz.

Wie läuft eine urologische Untersuchung (Erstkonsultation) in der Regel ab?

Als Erstes findet ein gegenseitiges Kennenlernen statt. Hierbei wird über das allgemeine Wohlbefinden, allfällige Beschwerden, die medizinische Vorgeschichte, Risikofaktoren und Medikamente gesprochen. Danach ermitteln wir mit einem Messgerät die Urinflusskurve. Als Nächstes folgt die Tastuntersuchung durch den Mastdarm, fachsprachlich digitale rektale Untersuchung (DRU) genannt. Sie geschieht schnell, einfach und schmerzlos. Auf diese Weise mache ich mir ein Bild über die Grösse und Beschaffenheit der Prostata.

Auch eine Blutanalyse gehört standardmässig zur Untersuchung, ebenso ein Ultraschall. Das Verfahren liefert genaue Bilder von der Prostata und ihrer Umgebung und ist ebenfalls absolut schmerzlos, sofern keine schmerzhaften Veränderungen im Untersuchungsgebiet vorliegen. Auffällige Veränderungen wie Sekretstau, Zysten und Verkalkungen in der Prostata werden so sichtbar. Auch eine gutartige Vergrösserung der Prostata kann so festgestellt werden. Eine gutartige Vergrösserung der Prostata ist in den meisten Fällen harmlos und hat nichts mit Prostatakrebs zu tun. Ein Prostatakarzinom sollte jedoch unbedingt vorher ausgeschlossen werden.

Unser Experte im Interview

Dr. med. Sergej Staubli ist Urologe mit eigener Praxis in Wallisellen. Themen der genitalen Gesundheit verbindet er mit Fachkompetenz und dem nötigen Feingefühl. Damit will er enttabuisieren und gleichzeitig Präventionshilfe leisten.

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