Behandlung von urogynäkologischen Erkrankungen und Inkontinenz

Urogynäkologie

Reizblase, Blasenschwäche, Blaseninfektion oder Senkungsbeschwerden sind unter Frauen weitverbreitete Leiden – allerdings sprechen die wenigsten Frauen offen über derartige gesundheitliche Probleme und wenden sich damit auch nicht vertrauensvoll an ihren Arzt oder Ihre Ärztin, obwohl mit den vorab genannten Beschwerden ein hoher Leidensdruck mit erheblichen Einschränkungen des Alltags einhergeht.

Das Spektrum der Urogynäkologie

Das Fachgebiet der Urogynäkologie stellt einen wichtigen Teilbereich der Gynäkologie dar. Dabei beschäftigt sich die Urogynäkologie mit den unterschiedlichen Formen von Harninkontinenz sowie Senkungsbeschwerden von Enddarm, Gebärmutter, Scheide und Harnblase. Im Rahmen der urogynäkologischen Sprechstunde dreht sich deshalb alles um Probleme der Harninkontinenz – also dem unfreiwilligen Urinverlust etwa im Zusammenhang mit körperlicher Belastung oder beim Lachen, Husten, Niesen – und der Senkung der weiblichen Genitale (beispielsweise die Senkung oder der Vorfall der Gebärmutter und / oder der Scheide).

Viele der Betroffenen fassen allerdings auch in der urogynäkologischen Sprechstunde nicht den Mut, offen über ihr Problem zu reden. Im Gegenteil: Lieber meiden sie bestimmte Situationen oder geben sogar ihre Hobbys auf. Dies liegt vor allem daran, dass die meisten Frauen der Ansicht sind, „nicht richtig krank zu sein“, weshalb ihnen auch nicht geholfen werden kann. Dies ist jedoch nicht richtig, denn es gibt zahlreiche wirksame Therapien, durch die den betroffenen Frauen geholfen werden kann – und zwar unabhängig von ihrem Alter.

Harninkontinenz

Das Risiko einer Harninkontinenz steigt bei Frauen mit dem Lebensalter; es nimmt also mit zunehmendem Alter der Frau zu. Allerdings kann eine Harninkontinenz auch bereits in jüngeren Jahren entstehen, beispielsweise nach einer Geburt oder nach Operationen und Unfällen.

Folgende Formen der Harninkontinenz sind bekannt:

  • Dranginkontinenz (die sogenannte Reizblase): Die Frauen leiden unter einem permanenten Harndrang oder verlieren ungewollt Urin nach einem vorherigen Drangempfinden – häufige Toilettengänge sowie ein ständiger Harndrang sind die Folge. Verursacht wird diese Form der Harninkontinenz unter anderem von entzündlichen Veränderungen, Fremdkörpern wie Blasensteinen, hormonellen Störungen, als Folge von Operationen oder durch verschiedene Erkrankungen wie Diabetes oder Parkinson.
  • Belastungsinkontinenz: Hierbei verliert die Frau bei körperlicher Belastung Urin; sie nässt also beispielsweise beim Husten, Niesen, Lachen oder Heben ein. Verursacht wird die Belastungsinkontinenz dadurch, dass der Verschlussmechanismus nach einer Geburt, nach Operationen, aufgrund einer Blasensenkung, einer Schwäche der Muskulatur oder des Bindegewebes oder durch hormonelle Veränderungen vor allem während der Wechseljahre zu schwach ausgeprägt ist.
  • Mischinkontinenz: ist eine Mischform von Drang- und Belastungsinkontinenz.
  • Neurogene Inkontinenz: Hier liegt eine neurologische Grunderkrankung vor, die eine Fehlfunktion der Blase zur Folge hat.

Behandlungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Harninkontinenz zu behandeln:

  • Beckenbodentraining bei Belastungsinkontinenz
  • Elektrotherapie (die Beckenbodenmuskulatur wird passiv unter Einsatz schmerzloser, elektrischer Impulse trainiert)
  • Toiletten- oder Blasentraining
  • Biofeedback: Das bewusste Anspannen der Muskulatur wird durch eine Sonde registriert und als Feedback wiedergegeben.
  • Hormonbehandlung: Bei Harninkontinenz aufgrund der Wechseljahre wird ein lokales Östrogenpräparat – etwa in Form einer Salbe – verschrieben
  • Verabreichung krampflösender Medikamente im Fall einer Dranginkontinenz
  • Einsetzen eines sog. TVT-Bands (= tension-free vaginal tape: spannungsfreies Vaginalband), also eines kleinen Kunststoffbandes, das im Rahmen eines minimal-invasiven Eingriffs (mit einem kleinen Schnitt durch die Scheide) unterhalb der Blase spannungsfrei um die Harnröhre gelegt wird. Beim Husten oder Niesen wird nun die Harnröhre gegen dieses Band gedrückt, sodass sie sich verschliesst und kein Urin mehr abgeht
  • Abdichtung der Harnröhre mittels der sogenannten intraurethralen Injektionstherapie, um so bei belastungsinkontinenten Patientinnen den häufig weit offenen Blasenhals zu verschliessen

Urogenitaler Prolaps

Symptome

Folgende Symptome bringen eine Absenkung der Gebärmutter, der Harnblase oder des Enddarms mit sich:

  • Druckgefühl in der Scheide beziehungsweise eine Beeinträchtigung oder Schwere im Bereich des Damms
  • Vorwölbung der Scheidenwand
  • Schmerzen im Rücken und Unterbauch
  • Kreislaufstörungen
  • Harninkontinenz
  • häufigen Harndrang
  • Reizungen der Harnwege
  • erschwertes Wasserlassen und das Gefühl einer nicht vollständig entleerten Blase
  • erschwerte Darmentleerungen
  • eine Blasenentleerungstörung (auch: Miktionsstörung)
  • vermehrtes Auftreten von Zysten

Ursachen

Die Hauptursachen für das Auftreten eines Urogenitalen Prolaps sind das Alter, die Anzahl der Schwangerschaften, die Wechseljahre, Übergewicht, chronische Verstopfung, frühere Beckenoperationen, Gebärmutterfibrome, häufiges Tragen zu schwerer Lasten.

Behandlungen

Im Falle eines Urogenitalen Prolaps werden – abhängig vom Erkrankungsstadium – verschiedene Behandlungen durchgeführt:

  • Pessare zur Behandlung eines Urogenitalen Prolaps sind kleine Schalen, Würfel oder Ringe aus Gummi oder Silikon, welche in die Scheide eingeführt werden, um den Organen Halt zu geben. Zusätzlich dazu kann eine Physiotherapie angeordnet werden.
  • Weiter kann eine sogenannte Beckenboden-Rehabilitation hilfreich sein; diese stärkt die Muskulatur des weiblichen Damms und verlangsamt so die Entwicklung des genitalen Prolapses, wodurch Blasenbeschwerden gelindert und Schweregefühl im Vaginalbereich reduziert wird.
  • Ist keine dieser Behandlungsmethoden zielführend, kann ein operativer Eingriff in Betracht gezogen werden. Dieser soll die normale Anatomie der Beckenorgane – also Blase, Gebärmutter, Scheide, Enddarm –, welche zu tief in das kleine Becken abgesunken sind, wiederherstellen. Ein weiterer Vorteil dieses Eingriffs liegt in der gleichzeitigen Möglichkeit der Behandlung einer Belastungsinkontinenz.

FAQ

Was ist eine Beckenbodensenkung?

Von einer Beckenbodensenkung (medizinisch: Descensus) spricht man, wenn das Genitale – also die Gebärmutter und die Scheide – einer Frau sich abgesenkt hat. Tritt die Gebärmutter komplett vor den Scheideneingang, liegt ein Prolaps (= Gebärmuttervorfall) vor.

Was kann die Frau selbst gegen eine Senkung ihres Beckenbodens tun?

Gezieltes Beckenbodentraining – am besten unter fachkundiger Anleitung – mit Stärkung der Muskulatur durch spezielle Übungen kann bei der Linderung der Beschwerden helfen. Bei übergewichtigen Frauen wird zudem eine Gewichtsreduktion empfohlen.

Ärzte mit dieser Spezialisierung

Hôpital de Saint-Imier

Dr. med. Vlad Stanciu

Spezialisierung
Gynäkologie, Geburtshilfe, Urogynäkologie

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