Glaskörperveränderungen

Wenn sich der Glaskörper des Auges verändert, kann dies zu kleinen, beweglichen Trübungen führen, die vor dem Auge herumzufliegen scheinen – ganz so, als ob eine Fliege oder Mücke ständig vor dem Auge wäre.  

Diese minimalen sogenannten Glaskörpertrübungen sind in der Regel vollkommen harmlos, können aber gelegentlich lästig werden. Allerdings können sie auch ein Signal für eine nicht unerhebliche Veränderung des Glaskörpers sein, welches nicht übersehen werden sollte. 

Der Glaskörper

Das menschliche Auge hat die Form einer Hohlkugel. Nach aussen besitzt die Wand des Auges dabei ein klares Fenster, die Hornhaut, welche von den Augenlidern geschützt wird. Die Kugel wird durchspannt von der Regenbogenhaut (auch: Iris), die das Auge in einen kleinen vorderen Abschnitt und einen etwa fünfmal grösseren hinteren Abschnitt unterteilt. In der Mitte der Iris befindet sich eine Öffnung, die sogenannte Pupille. Der Bereich vor der Iris wird als vordere Augenkammer bezeichnet; der Bereich hinter der Iris wird Glaskörperraum genannt. Dieser Glaskörperraum ist angefüllt mit einer farblosen, durchsichtigen, gallertartigen Masse, dem Glaskörper (medizinisch: Corpus vitreum). Der Glaskörperraum ist rundum von der Netzhaut ausgekleidet. 

Veränderungen der Strukturen des Glaskörpers sind im Alter physiologisch, also normale körperliche Veränderungen, weshalb ab dem 40. Lebensjahr regelmässige Kontrolluntersuchungen bei einem Facharzt oder einer Fachärztin empfohlen werden. 

Symptome

Meist ab dem 20. Lebensjahr verflüssigt sich der Glaskörper. Von den meisten Menschen wird dieses Phänomen als «Fliegen» (Mouches Volantes) wahrgenommen und stellt einen harmlosen, nicht therapiebedürftigen Befund dar. 

Werden hingegen Blitze wahrgenommen oder treten die Mouches Volantes plötzlich in dichten Schwärmen auf, sollte die Netzhaut untersucht werden, um eine Netzhautablösung auszuschliessen. Bei Verletzungen und Diabetes kann auch eine gefährliche Einblutung auftreten. Diese muss intensiv kontrolliert und gegebenenfalls mit einem operativen Eingriff entfernt werden. 

Ist der Glaskörper getrübt, etwa durch Blut oder Entzündungsmaterial, enthält er Fremdkörper, welche von aussen in das Auge eingedrungen sind, oder zieht er mit narbigen Verdichtungen an der Netzhaut und löst diese sogar von ihrer Unterlage ab, so muss der Glaskörper mittels eines entsprechenden chirurgischen Eingriffs entfernt und durch eine Spezialflüssigkeit ersetzt werden. 

Glaskörper-Erkrankungen können die Sicht massiv beeinträchtigen, da alle Lichtstrahlen zwingend durch den Glaskörper hindurchtreten müssen, um auf die Netzhaut zu gelangen. 

Veränderungen des Glaskörpers können sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen: 

  • Verstärktes Auftreten von Glaskörpertrübungen: Diese werden als kleine, halbtransparente, staubartige Erscheinungen, sogenannte «Mouches Volantes» oder auch als grössere «Klumpen» im Gesichtsfeld wahrgenommen. Da sie alle Bewegungen des Auges mitmachen, scheinen diese Trübungen beweglich zu sein, was daran liegt, dass sie nicht in der optischen Achse des Auges liegen. Versucht man, sie zu fixieren, scheinen sie davonzuhuschen, um sich wieder zu nähern, wenn man den Blick auf etwas anderes richtet. Trübungen, die direkt in der optischen Achse liegen, erscheinen demgegenüber stets in der Mitte des Gesichtsfelds. Abhängig von ihrer Grösse können die «Mouches Volantes» das Sehvermögen mehr oder weniger stark beeinträchtigen. 
  • Wahrnehmung von Lichtblitzen: Meist hat der abgelöste Glaskörper punktuell noch Verbindung zur Netzhaut. Dann können Augenbewegungen einen Zug des sich im Augapfel bewegenden Glaskörpers an der Netzhaut bewirken. Der mechanische Reiz wirkt auf die Lichtrezeptoren der Netzhaut, wodurch es zu plötzlichen, kurzen Helligkeitsempfindungen oder «Lichtblitzen» kommt. 
  • Wahrnehmung von Trübungen durch Blutungen: Reisst die Verbindung zwischen Glaskörper und Netzhaut, können kleine und kleinste Blutgefässe platzen. Dies führt zu entsprechend kleinen und kleinsten Blutungen, die vorübergehend die Sicht trüben können. Aus diesen kleinsten Blutungen resultieren wiederum winzige dunkle Punkte, der sogenannte «Russregen». Grössere Blutungen führen hingegen zu grösseren Gesichtsfeld-Ausfällen. Trübungen durch Blutungen bilden sich jedoch für gewöhnlich nach einigen Tagen wieder von selbst zurück. 
  • Visusminderung, also eine schlechter werdende Sehschärfe. 
  • Rötliche Verfärbung des Gesichtsfelds, im Falle von Glaskörpereinblutungen. 
  • Dumpfe Schmerzen im Auge und eine stark gerötete Bindehaut, im Falle einer akuten Glaskörperentzündung. 

Die beschriebenen Symptome bedeuten in den meisten Fällen nichts Schlimmes. Um jedoch Schäden im Bereich der Netzhaut sicher ausschliessen beziehungsweise rasch behandeln lassen zu können, sollten Betroffene bei Lichtblitzen und immer wieder auftretenden Trübungen des Auges unbedingt noch am selben Tag einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufsuchen, um die Symptome abklären zu lassen. 

Wichtig zu wissen: Krankhafte Veränderungen des Glaskörpers stehen in den meisten Fällen in engem Zusammenhang mit einer Netzhauterkrankung. 

Ursachen

Der Glaskörper besteht zu 98 % aus Wasser und zu 2 % aus Hyaluronsäure, an die das Wasser gebunden ist, und aus einem Kollagengerüst, das für die Stabilität des Glaskörpers sorgt. Alterungsprozesse führen zu Ablagerungen im Glaskörper und die Kollagenfasern verklumpen, was bedeutet, dass der Glaskörper insgesamt schrumpft. Daneben bilden sich wassergefüllte Spalten und Lakunen (Hohlraum, Vertiefung) – die Medizin spricht hier auch von einer Verflüssigung des Glaskörpers – und die darin umher schwimmenden Partikel werden bei Augenbewegungen als sich bewegende Schatten, Fädchen oder Flusen wahrgenommen («Mouches Volantes»). 

Neben dieser altersbedingten Schrumpfung des Glaskörpers gibt es weitere Ursachen für eine Veränderung des Glaskörpers: 

  • Hochgradige Kurzsichtigkeit (über 10 Dioptrien) 
  • Verletzungen, vor allem Prellungen, des Auges 
  • Augenchirurgische Eingriffe wie eine Operation des Grauen Stars 

Für die Entzündung des Glaskörpers können Bakterien, Viren und Pilze ursächlich sein: Diese können entweder aufgrund eines Traumas, nach äusserer Einwirkung oder durch einen chirurgischen Eingriff in den Glaskörper gelangt sein. 

Diagnose

Da der Glaskörper vor der Netzhaut liegt, können Veränderungen in der Regel mit dem Ophthalmoskop, auch: Augenspiegel – hiermit wird eine Inspektion der einsehbaren Teile des Auges, insbesondere der Netzhaut und der sie versorgenden Blutgefässe, durchgeführt, erkannt werden. 

Je nach Symptomatik können der Visus, also die Sehschärfe, das Gesichtsfeld oder die Anamnese, die professionelle Erfragung von potenziell medizinisch relevanten Informationen, Aufschluss über die Genese (Entstehung, Entwicklung) der Erkrankung geben. 

Weiter untersucht der Augenarzt oder die Augenärztin zu Diagnosezwecken den Glaskörper mit der Spaltlampe und dem Kontaktglas, ein spezielles, augenheilkundliches Untersuchungsinstrument, welches die Form eines trichterförmigen Lupenglases hat und tropft ausserdem zur besseren Beurteilung der Netzhaut die Pupille weit, um so den Augenhintergrund untersuchen zu können. 

Ist die Linse beispielsweise im Rahmen einer Grauer Star-Erkrankung getrübt, so lässt sich die direkte Begutachtung des Augeninneren möglicherweise nicht uneingeschränkt durchführen. In diesem Fall kann der Augenarzt oder die Augenärztin auf eine Untersuchung mittels Ultraschalles zurückgreifen, um so das Gewebe im Auge darzustellen. 

Zudem lassen sich Glaskörperabhebungen besonders gut unter Verwendung der sogenannten optischen Kohärenztomografie nachweisen, mit der anhand von Lichtimpulsen – anstatt von Ultraschallwellen – ein zweidimensionales Bild der Gewebeschichten im Auge erstellt wird. Dieses Verfahren liefert genauere Bilder als die Ultraschalluntersuchung des Auges. 

Bei einer Einblutung des Glaskörpers wird der Augapfel ebenfalls mittels Augenspiegel und Kontaktglas untersucht, um die Quelle der Blutung auszumachen. Im Falle einer sehr starken Blutung ist die Sicht gestört und es werden weitere Untersuchung zur Auffindung der Ursache notwendig (etwa eine Ultraschalluntersuchung, ein CT (eine Computertomographie) oder eine sogenannte Angiografie (Gefässuntersuchung) der Augengefässe). 

In der Medizin wird zwischen fünf verschiedenen Formen der Glaskörperveränderung unterschieden: 

  • Die Glaskörpertrübung: Im Alter sowie bei Kurzsichtigkeit können degenerative Veränderungen den Glaskörper verflüssigen. Dabei kann das Glaskörpergerüst verdichtet und zerstört werden. 
  • Die Glaskörperabhebung: Insbesondere im höheren Alter kann es zu Glaskörperabhebungen kommen. Dabei löst sich der Glaskörper teilweise oder ganz von der Netzhaut. Bei der teilweisen Glaskörperabhebung besteht die Gefahr einer Glaskörpereinblutung (siehe unten) oder einer Netzhautablösung. Beide Fälle sind unverzüglich von einem Augenarzt oder einer Augenärztin zu behandeln, um eine mögliche Erblindung zu verhindern, sogenannte augenmedizinische Notfälle. 
  • Die Glaskörpereinblutung: Der Glaskörper selbst besitzt keine Gefässe und somit keinerlei Blutversorgung. Bei einem Vorkommen von Blut im Glaskörper handelt es sich deshalb stets um eine Einblutung aus dem umliegenden Gewebe. Eine solche Einblutung kann verschiedene Ursachen haben: entweder eine Glaskörperabhebung, eine Verletzung des Auges oder Gefässneubildungen. 
  • Die Entzündung des Glaskörpers: Entzündungen des Glaskörpers treten praktisch nie isoliert auf. Oft sind benachbarte Strukturen ebenfalls mitbetroffen, wie beispielsweise die Netzhaut, der Sehnerv oder die mittlere Augenhaut. Eine Entzündung (medizinisch: Endophtalmitis) ist zwar selten, kann aber zur Erblindung führen, falls sie nicht sofort behandelt wird. 
  • Die sogenannten Mouches Volantes: Ein harmloses, wenn oft auch sehr störendes Symptom sind die «Mouches Volantes» – unter diesem Begriff wird in der Medizin das Sehen von kleinen schwarzen Punkten, Fädchen, Flusen oder Mücken subsumiert. Dabei handelt es sich um schwimmende Glaskörpertrübungen, die bei Blickbewegungen etwas verzögert mitgehen. Oft tauchen diese plötzlich beim Lesen oder beim Blick auf eine weisse Fläche oder in den Himmel auf. Es empfiehlt sich, die Mouches Volantes untersuchen zu lassen, um eine anderweitige Augenerkrankung auszuschliessen. 

Behandlungen

Krankheits- oder altersbedingte Veränderungen am Glaskörper können schwerwiegende Folgen haben und zu Sehstörungen führen. Abhängig von der Erkrankung wird entweder eine medikamentöse oder operative Behandlung durchgeführt. 

Dabei werden die diversen Veränderungen des Glaskörpers wie folgt behandelt: 

  1. Die Behandlung im Falle einer Glaskörpereinblutung: Augenverletzungen werden augenchirurgisch versorgt, Blutungen aus Netzhautgefässen mit dem Laser gestoppt. Liegt der Einblutung eine Netzhautablösung zugrunde, muss diese aufgrund der Gefahr der Erblindung schnellstmöglich behandelt werden. Leichte Blutungen resorbiert der Körper in der Regel nach wenigen Wochen von selbst – ähnlich einem blauen Fleck. Sollten sich die Glaskörpereinblutungen jedoch auch nach zwei bis drei Monaten nicht von allein auflösen, wird der Augenarzt oder die Augenärztin zu einer Entfernung des Glaskörpers, die sogenannte Vitrektomie, raten. Damit der Augapfel ohne den stabilisierenden Glaskörper nicht in sich zusammenfällt, muss er im Zuge dieses Eingriffs mit Gas, Silikon oder Kochsalz gefüllt werden. 
  2. Die Behandlung im Falle einer Glaskörperabhebung: Bei Vorliegen einer ärztlich diagnostizierten harmlosen, kompletten Glaskörperabhebung, bei der keine Gefahr der Ablösung der Netzhaut besteht, ist keine Therapie notwendig. Die Glaskörpertrübungen verschwinden zwar nicht, werden aber im Laufe der Zeit von den Patienten und Patientinnen zumeist nicht mehr als störend empfunden. 
  3. Die Behandlung im Falle einer Glaskörperentzündung: Eine Behandlung wird hier vom Arzt oder der Ärztin basierend auf der Ursache durchgeführt. Ist die Entzündung des Glaskörpers auf bestimmte Erreger zurückzuführen, erfolgt die Behandlung entsprechend diesem Erreger nach einem so genannten Antibiogramm, ein Antibiogramm ist das Ergebnis eines Labortests zur Bestimmung der Empfindlichkeit beziehungsweise der Resistenz von mikrobiellen Krankheitserregern gegenüber Antibiotika. 
  4. Die Behandlung im Falle einer Glaskörpertrübung: Mit Glaskörpertrübungen müssen die Betroffenen in den meisten Fällen einfach leben. Grössere Eintrübungen sinken manchmal, der Schwerkraft folgend, im Glaskörper nach unten und sind dann weniger störend. Für starke, hinderliche Eintrübungen stehen den Ärzten und Ärztinnen zwei Behandlungsoptionen zur Verfügung: 

Die sogenannten «Mouches Volantes» können mittels Laser aufgelöst werden. Die Behandlung ist allerdings nur für Trübungen geeignet, die sich in sicherem Abstand zur Netzhaut befinden. 

Bei starken Glaskörpertrübungen durch viele «Mouches Volantes», aufgrund von Einblutungen oder grösseren «Verklumpungen» auf der Glaskörper-Grenzmembran ist die Entfernung des Glaskörpers prinzipiell eine Option. Jedoch birgt diese Operation eine Vielzahl an Risiken wie die Trübung der Augenlinse, Infektionen und/oder Netzhautprobleme. Im Fall der sogenannten Vitrektomie (siehe auch Punkt 1) bei Netzhautablösung ist das Behandlungsrisiko ganz klar kleiner als das Risiko des behandelten Problems; bei Glaskörpertrübungen jedoch normalerweise nicht. 

Nachbehandlung

Wurde bei Ihnen eine Vitrektomie vorgenommen, sollten Sie bis zu drei Wochen keinen Sport treiben, nicht schwimmen und nicht fliegen, sondern sich bestmöglich schonen. Vermeiden Sie zudem unbedingt, am Auge zu reiben oder fest auf das Auge zu drücken. Ihr Auge ist erst nach etwa vier Wochen vollständig abgeheilt. 

Ansonsten empfiehlt es sich auch im Falle einer Glaskörperveränderung, regelmässig einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufzusuchen und die Augen überprüfen zu lassen, da nur so zeitnah weitere Veränderungen und vor allem Verschlechterungen erkannt und dann auch behandelt werden können. 

FAQ

Was hilft, die Beschwerden einer Glaskörpertrübung («Mouches Volantes») zu lindern?

  • Tragen Sie an hellen Sonnentagen oder im Schnee Sonnenbrillen mit hohem Lichtschutz (mindestens 85 Prozent). 
  • Vermeiden Sie weisse oder sehr helle Wände in der eigenen Wohnung; Strukturtapeten oder gedeckte Wandfarben lenken das Auge mehr ab. 
  • Dekorative Elemente in der Wohnung wie Blumen, Bücherregale oder Bilder können helfen, die «Mouches Volantes» in Zaum zu halten. 
  • Wenn Sie viel Zeit am Computer verbringen, drosseln Sie dessen Helligkeit und wählen Sie den Kontrast so, dass er für Sie – und damit für Ihre Augen – angenehm ist. 
  • Vor allem bei starker Kurzsichtigkeit können selbsttönende Brillengläser helfen. 

Wie lange dauert der Heilungsprozess nach einer Vitrektomie?

Eine vollständige Heilung des Gewebes ist durchschnittlich nach vier bis sechs Wochen gegeben. Das Sehvermögen kann jedoch noch Monate brauchen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. 

Wie lange dauert die vollständige Glaskörperabhebung?

In der Regel dauert die vollständige Glaskörperabhebung einige Tage bis Wochen. Selten kann der Glaskörper auch noch Monate oder Jahre an einzelnen Netzhautstellen haften bleiben und deshalb zwischendurch Lichtblitze verursachen. 

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