Charlotte Brun ist Sportlehrerin für Angepasste Körperliche Aktivität (APA) in der Clinique Valmont. Im Interview erzählt sie von dieser noch eher unbekannten Disziplin, die für den orthopädischen und neurologischen Rehabilitationsprozess von grosser Bedeutung ist. Ziel ist es, den Patienten durch massgeschneiderte, individuelle sportliche Aktivitäten, die praktisch, nützlich und unterhaltsam sind, wieder Spass an der Bewegung zu vermitteln.
Bei der angepassten körperlichen Aktivität (APA) handelt es sich um körperliche und sportliche Aktivitäten, die so angepasst werden, dass sie den körperlichen Fähigkeiten, Erwartungen, Bedürfnissen und dem psychologischen Zustand der jeweiligen Person am besten entsprechen. Ziel ist es, den Patienten durch massgeschneiderte, individuelle sportliche Aktivitäten, die praktisch, nützlich und unterhaltsam sind, wieder Spass an der Bewegung zu vermitteln. Dies umfasst sowohl sowohl analytische Übungen als auch sportliche Aktivitäten zur Verbesserung von Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und Koordination.
Nach dem Einsetzen einer Prothese leiden die Patienten in der Regel unter mangelnder Beweglichkeit des Gelenks und einem Verlust der Muskelkraft und haben oft Angst, diese wieder zu belasten. Wir empfehlen daher Aktivitäten wie Radfahren, um den Bewegungsradius des Gelenks zu verbessern, reine Muskelkräftigungsübungen und angepasste sportliche Aktivitäten. Im Falle einer Knieprothese bitten wir die Patienten nicht, an einem Volleyballspiel teilzunehmen, sondern eine Reihe von Manschetten zu machen, die berühmte Bewegung zum Fangen eines Balls. Dabei wird das Knie gebeugt und gestreckt, um den Ball hochzuheben. Durch die Verknüpfung dieser Bewegungen arbeiten die Patienten indirekt an der Beweglichkeit ihrer Kniegelenke und an der Kraft ihrer Beinmuskulatur. Um die Patienten zu ermutigen, ihr operiertes Bein zu belasten, schlagen wir oft Bowling vor. Dabei geht es nicht darum, vor dem Wurf einen Schwung aufzubauen oder gar mit einer grossen, schweren Bowlingkugel zu spielen, sondern die Übung so anzupassen, dass die Bewegung erleichtert wird. Der Anlauf wird sehr kurz sein, sogar auf einen einzigen Schritt nach vorne beschränkt, und die Bowlingkugel wird durch eine einfache Kugel ersetzt, die leichte Kegel umwirft.
In diesem Fall ist Fussball ein Sport, den wir oft vorschlagen. Dabei geht es nicht darum, einem Ball hinterherzujagen, zu dribbeln oder gar auf ein Tor zu schiessen, sondern einfach ein paar kurze Pässe aus dem Stand zu spielen. Das Auffangen und Abwehren eines über den Boden rollenden Balls erfordert eine Beugung der Hüfte und eine Beanspruchung des Hüftbeugemuskels, des so genannten Psoas. Um den Patienten zu ermutigen, das Gewicht auf die Seite der operierten Gliedmasse zu verlagern, ist Dart eine ideale Aktivität, denn um das Ziel zu erreichen, muss sich der Patient vorwärts bewegen und dann seinen Schwung durch Belastung des vorderen Beins stoppen.
Ja, natürlich. Bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen – wie Morbus Parkinson und Multiple Sklerose – oder Schlaganfallopfern ist es notwendig, an der allgemeinen Beweglichkeit, der kardiorespiratorischen Ausdauer und der Ganzkörperkraft zu arbeiten. Nach orthopädischen Eingriffen setzen wir Geräte wie Fahrrad, Rudergerät oder Laufband sowie Maschinen und Zubehör ein. Das Hauptproblem bei diesen Patienten bleibt jedoch oft das Gleichgewicht, das wir auch durch sportliche Betätigung trainieren müssen.
Die Ausübung einer sportlichen Aktivität bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Gleichgewichts ist für diese Patienten sehr oft eine komplexe Aufgabe, da es sich um eine Doppelaufgabe handelt. Wie Sie schon sagten, steht die Sicherheit in diesem Fall an erster Stelle. Unsere Aufgabe besteht also darin, die Praxis oder das Praxisumfeld so anzupassen, dass ein sicheres Arbeiten möglich ist. Dazu stellen wir den Patienten zum Beispiel in eine Ecke des Raumes, um ihm zwei feste Bezugspunkte zu geben, auf denen er sich ausruhen kann, falls er das Gleichgewicht verliert. Bei den Aktivitäten adaptieren wir oft Frisbee mit fliegenden Plastikbechern und Badminton, bei dem der Federball durch einen Luftballon ersetzt wird. Dies verringert die Geschwindigkeit des Spiels und die Notwendigkeit für die Patienten, schnell zu reagieren. Tischtennis ist auch eine interessante Übung zur Schulung des Gleichgewichts und der Koordination, da der Patient die Situation schnell analysieren muss, um den Ball zu fangen und ihn auf die andere Seite des Netzes zurückzuspielen. Dieser Analyse- und Interpretationsteil muss schnell erfolgen, ohne die Hauptaufgabe, das Gleichgewicht zu halten, zu vergessen.
In der Klinik werden auch zahlreiche andere Sportarten angeboten, darunter Bogenschiessen, Basketball, Tennis, Boxen, Pétanque, Krocket und Gruppengymnastikkurse.